Comparex 19.04.2010, 05:32 Uhr

PC-Ware spricht von Diebstahl

An einer eilig einberufenen Pressekonferenz in Zürich hat der PC-Ware-Konzern über die aktuellen Vorgänge bei seiner Schweizer Tochter Comparex informiert.
Hochrangige PC-Ware-Vertreter informieren über die aktuellen Ereignisse bei der Schweizer Tochter (v.l.n.r Peter Jung, Interims-Chef von Comparex Schweiz, Klaus Elsbacher, Vorstandsvorsitzender des PC-Ware Konzerns, Karl Hoppler, Bison-Urgestein und heutiger Vice President bei PC-Ware)
In letzter Zeit hat vor allem ein Thema die Schweizer IT-Szene beherrscht: der Massenexodus bei Comparex, einer Tochter des Leipziger PC-Ware-Konzerns (siehe hierzu: «CW-Exklusiv: Massenexodus bei Comparex»). Beinahe die gesamte Belegschaft hat gekündigt und ist zu Bison Schweiz gewechselt, das mit 30 Prozent an der Schweizer PC-Ware-Tochter beteiligt ist. Der vormalige Chef von Comparex Schweiz, Oliver Schalch, wurde nach seiner Kündigung freigestellt und von seinem Interims-Nachfolger Peter Jung zu seinem Auto begleitet. Schalch musste den Unternehmenssitz durch die Tiefgarage verlassen (Computerworld berichtete).
Nach diesen turbulenten Vorkommnissen haben am vergangenen Freitag in Zürich hochrangige Vertreter von PC-Ware zu den aktuellen Ereignissen bei der Schweizer Tochter Stellung bezogen. Vorstandsvorsitzender Klaus Elsbacher erklärte, man sei «Betroffener einer Diebstahlaktion». Auch die Aussage «Steal statt Stil» fiel in diesem Zusammenhang. Die jüngsten Vorgänge in Sursee seien ein rigoroser Eingriff in die stabile Comparex Schweiz. Diesem «kriminellen Versuch» will das Unternehmen mit allen Mitteln begegnen, so Elsbacher. PC-Ware geht laut eigenen Angaben davon aus, dass Angestellte unter Druck gesetzt und getäuscht wurden.
Bis Anfang dieser Woche hätte es keinerlei Anzeichen für eine generelle Unzufriedenheit bei den Angestellten von Comparex Schweiz gegeben - weder in Vorstandssitzungen, noch in E-Mails oder in Telefonaten. Vorwürfe einer Umstrukturierung und einer damit verbundenen Entlassungswelle weist Elsbacher als unwahr zurück. Vielmehr seien diese gezielt gestreut worden. Den Leipzigern zufolge will der Konzern am Schweizer Geschäftsmodell festhalten, aber hierzulande auch in das RZ-Business (Rechenzentrum) hineinwachsen. Im vergangenen Geschäftsjahr hätte man den Personalbestand bei Comparex Schweiz sogar ausgebaut.
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Oliver Schalch, der vormalige Chef von Comparex Schweiz, ist innerhalb des Konzerns wegen rückläufiger Performance der Geschäfte unter Druck geraten, so der PC-Ware-Vorstandsvorsitzende. Zu den aktuellen Ereignissen erklärt Eslbacher, dass Schalch bei «dieser konzertierten Aktion federführend gewesen» sei. Das Vertrauen in das Schweizer Comparex-Management ist erschüttert, so der PC-Ware-Chef. Gegen die beteiligten Personen hätte man bereits Strafanzeige eingereicht. Zivilrechtliche Schritte werden laut dem PC-Ware-Vorstandsvorsitzenden zurzeit geprüft. Interessiert sei man am Erhalt der Mitarbeiter, mit deren Ängsten gemäss Elsbacher gespielt wurde.
Die derzeitige Situation will man im Interesse der Kunden bestmöglich lösen. Comparex-Kunde Fenaco, der auch der Eigentümer von Bison ist, hat Elsbacher zufolge bis dato keinen Vertrag gekündigt. Vielmehr sei der Landwirtschafskonzern am Erhalt der gewohnten Services interessiert. Inakzeptabel sei, dass sich Bison «Comparex mit illegalen Methoden wieder einverleiben will.» Der PC-Ware-Chef gibt unter anderem zu Bedenken, dass Bison gar keine Arbeitsplätze für die rund 200 zusätzlichen Leute hätte.
«Hände ausgestreckt»
In einer ersten Phase will PC-Ware nach eigenen Angaben wieder Ruhe in das Unternehmen bringen. Im Zuge dessen gab es heute Vormittag eine Mitarbeiterversammlung bei Comparex. Den Mitarbeitern hätte man eine gewisse Verunsicherung angesehen, so Elsbacher. Es habe in weiterer Folge eine sehr lebhafte und grösstenteils konstruktive Diskussion stattgefunden. Peter Jung, Interimschef von Comparex Schweiz, meinte dazu: «nach einer Kündigung ist vor einer Anstellung». Die jüngsten Vorgänge seien «kulturell unvertretbar». Karl Hoppler, Bison-Urgestein und langjähriger Geschäftsführer von PC-Ware Systems, soll den neuen Chef von Comparex Schweiz jedenfalls bei seiner Tätigkeit unterstützen. Hoppler verantwortet als Vice President des PC-Ware-Konzerns internationale strategische Aufgaben. Man darf gespannt sein, wie die turbulenten Entwicklungen bei der Schweizer PC-Ware-Tochter weitergehen. Computerworld.ch wird Sie jedenfalls auf dem Laufenden halten.
Harald Schodl



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