CA-Chef 26.05.2010, 10:58 Uhr

Banken fordern die Cloud

Für Banken ist Cloud Computing wegen den regulatorischen Vorgaben tabu. Auf eigene «Private Clouds» will aber niemand verzichten, weiss Manfred Eierle von CA Schweiz.
Manfred Eierle, Country Manager von CA Schweiz
Der Software-Anbieter CA Technologies will mit seinen Produkten sowohl die IT als auch das Business befähigen, das Geschäft voran zu bringen - lokal und in der Cloud. Das tönt nach einer grossen Aufgabe, insbesondere, wenn der Fachbereich der Informatik vorhält, zu wenig Unterstützung zu bekommen. Computerworld fragte bei Country Manager Manfred Eierle nach.

Computerworld: Wie kann Software gleichzeitig die IT und das Business zu mehr Leistung bringen?

Eierle: Zum Beispiel durch ein umfassendes Portfoliomanagement. Eine solche Lösung eignet sich in erster Linie für das Management von IT, erlaubt es aber auch, Business-Projekte und -Ressourcen zu verwalten. So wird zunehmend nicht nur das Einhalten von SLAs (Service Level Agreements) in der IT gesteuert, sondern auch die Liefertreue von Partnern in SLAs erfasst und kontrolliert. Hier unterscheiden sich unsere Offerten von Anbietern wie BMC, HP oder IBM.
Wenn ein Kunde mich mit vergleichbaren Anforderungen konfrontiert, setze ich die Brille von CEOs oder CFOs auf und schaue mir an, welche Lösungen diese Personen benötigen, um ihr Unternehmen voran zu bringen. Das sind erstens Planungstools für zum Beispiel Finanzen und Mitarbeiter, zweitens Managementprodukte wie ERP und die IT-Plattform sowie drittens Governance-Lösungen, mit denen Risiken abgesichert werden. Wir haben für alle drei Bereiche Software im Portfolio - mit Ausnahme der Businessapplikationen CRM und ERP.

Eine allumfassende Lösung tönt kostspielig. In Grossunternehmen - etwa im Bankenbereich - werden derzeit die Provider konsolidiert. Steht CA häufig auf der Abschussliste?

Die Finanzindustrie scheint insgesamt eher unglücklich mit den bestehenden grossen Rahmenverträgen. Lösungen werden zunehmend standardisiert - weitere Vendor-Konsolidierung wird aber nur in gesunden Massen betrieben. Hauptgrund ist, dass Handlungsalternativen verloren gehen, wenn sich Unternehmen nur auf zwei oder drei Provider konzentrieren. Die Provider bekommen dann zu viel Macht. Deshalb erwägen Kunden, vielleicht nicht unbedingt einen Enterprisevertrag mit zehnjähriger Laufzeit abzuschliessen. Wir gewinnen in der aktuellen Konsolidierungsphase eher Marktanteile als dass welche verloren werden.

Lesen Sie auf der nächsten Seite, wie die Cloud die IT und das Business zusammenbringt.

Ein Wachstumsmarkt der IT sind Cloud-Dienstleistungen. Gibt es in der Schweiz einen Markt und, wenn ja, wo?

Für Private Clouds gibt es auf jeden Fall einen Markt. Gleichgültig, mit wem ich spreche - seien es Mittelständler wie Amag, aber auch Grosskonzernen wie Credit Suisse oder UBS -ich höre immer wieder: wir müssen agiler und schneller werden. Wenn höhere Kapazitäten gebraucht werden, müssen sie bereitstehen. Aber teure Infrastruktur will niemand mehr selbst betreiben. Alle Kunden wünschen sich das Abrechnen nach Aufwand - also das klassische Cloud-Bezahlmodell.
Allerdings gelten auch für Private Clouds: sie müssen effizient bereitzustellen, effektiv zu managen und adäquat abgesichert sein. Betrieb in Vergangenheit zum Beispiel eine Bank eine dedizierte Infrastruktur für 398 Applikationen, von denen 20 geschäftskritisch sind, konnte ein Ausfall kompensiert werden. Ungenutzte Ressourcen wurden intern einfach umverteilt. Verzichtet die Bank nun aber auf das Vorhalten von ungenutzten Systemen, ist ein besseres Qualitätsmanagement für alle Applikationen notwendig. Sind die Systeme virtualisiert, kann schlimmstenfalls das Reservierungsprogramm für Konferenzräume die Leistung der Produktivitätsapplikationen beeinträchtigen. Dann droht Geschäftsverlust.

Interne Clouds erfordern immer noch vergleichsweise viele Ressourcen. Ökonomischer wäre das Outsourcing zu zum Beispiel Amazon oder Google. Welche Perspektive sehen Sie für diese Offerten in der Schweiz?

Bei der Public Cloud gibt es im Finanz- und Pharmabereich einige regulatorische Einschränkungen, die verbieten, dass Daten das Land verlassen. In anderen Fällen, wenn sich zum Beispiel einheimische Provider zusammenschliessen und eine Public Cloud betrieben, gibt es in Teilbereichen mittelfristig sicher Möglichkeiten. Eine globale Public Cloud hängt dagegen sehr stark von den nationalen Vorgaben ab, denen Unternehmen unterliegen.
So haben Banken etwa strikte Anforderungen an das Desaster-Management: Rechenzentren müssen an sicheren Orten, mit genügendem Abstand voneinander und entfernt von den Landesgrenzen stehen. Daraus ergibt sich die grosse Herausforderung, einen geeigneten Ort in der Schweiz zu finden.
Nichts desto trotz ist Cloud Computing das Modell der Zukunft. Im Sinne einer Lieferkette in einem Industriebetrieb kann die IT mit den Ressourcen aus der «Wolke» immer genau die Leistung bereitstellen, die für eine jeweils aktuelle Anforderung notwendig ist. Dem Business kann es gleichgültig sein, woher es CPU-Zeit oder Speicherkapazitäten bekommt - dies ist Sache der IT. Ihre Aufgabe wird in Zukunft nicht schrumpfen, aber auch nicht einfacher.



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