25.07.2016, 14:35 Uhr

Vermögensverwalter wollen sich digitalisieren

Die Vermögensverwaltungsfirmen planen offenbar grössere Investitionen in Technologie. So sollen auch Prozesse digitalisiert werden, was vielerorts heute nicht der Fall ist.
Die Vermögensverwalter in der Schweiz und weltweit hinken bei der Digitalisierung noch hinterher. Neu wollen die Unternehmen aber in Technologie investieren. Das wichtigste Ziel der Investitionen ist die Kundenschnittstelle. Das sind Ergebnisse der Analyse «Innovation in Wealth Management» im Auftrag von Avaloq und Deloitte. Für die Studie hat das Marktforschungsinstitut WealthBriefing 65 Führungskräfte von Vermögensverwaltern befragt, darunter auch einige Schweizer Manager. Die Defizite in der aktuellen Geschäftstätigkeit identifizieren die Vermögensverwalter in erster Linie bei der Kundeninteraktion. Für 55 Prozent sind dann auch Investitionen in die Kundenschnittstelle die dringendste Massnahme. Dabei setzen 45 Prozent auf Berater-Apps, 35 Prozent wollen ihren Kunden neue Mobilplattformen anbieten und ebenso viele die Option einräumen, Dokumente und Verträge elektronisch zu unterschreiben. 

Noch viel Papierkram

Die zweitgrösste Motivation für mehr Technologie-Einsatz ist die Verbesserung der operativen Effizienz. Sie steht für 30 Prozent im Vordergrund. Das Optimierungspotenzial ist offenbar gross, denn die Befragten geben an, dass ihre Prozesse sind derzeit nur zu 48 Prozent digitalisiert. Bis 2019 streben sie einen Digitalisierungsgrad von 76 Prozent an.  Schon heute weitgehend digitalisiert ist das Client Onboarding, berichten die Manager. Bei 15 Prozent der Vermögensverwalter ist der Prozess vollständig elektronisch, bei weiteren 70 Prozent zumindest teilweise. Das Portfolio Monitoring ist erst zu 61 Prozent digitalisiert. Hier wird bis 2019 ein Digitalisierungsgrad von 79 Prozent angestrebt. Das dritte Investitionsfeld ist die Steigerung der Beraterproduktivität. Jedes vierte (27 Prozent) Vermögensverwaltungshaus will den Kundenberatern in Zukunft mehr Technologie bereitstellen. Jedoch soll dabei die Kernkompetenz offenbar nicht angetastet werden. Denn nur jeder Fünfte (20 Prozent) plant den Einsatz von Robo Advisors. Weitere 30 Prozent warten zunächst die technologische Entwicklung ab, die übrigen 50 Prozent haben nicht vor, Robo Advisors zu nutzen.

Compliance grösste Hürde

Die Vermögensverwalter sind aber noch zögerlich beim Einsatz von neuer Technologie. Als grösste Hürde für Innovation werden Compliance-Risiken erachtet, sagen fast ein Drittel. Jeder Fünfte weiss um weitere Prioritäten neben der Digitalisierung. Zehn Prozent glauben, dass ihm die personellen Ressourcen fehlen. Ein weiteres Zehntel ist der Meinung, dass die installierten IT-Systeme nicht flexibel genug sind für die neuen Herausforderungen. 
Ausserdem hatten die Unternehmen in Vergangenheit keinen finanziellen Druck, um sich und ihr Geschäft ernsthaft verändern zu müssen. «In den vergangenen Jahrzehnten hat die Branche konstant hohe Gewinne generiert, sodass sie gar nicht innovativ sein musste. Angesichts schrumpfender Margen müssen die Vermögensverwalter von anderen Branchen wie der Telekommunikation lernen und Innovation in ihre Kultur integrieren», kommentiert Daniel Kobler, Partner und Banking Innovation Leader bei Deloitte Schweiz, die Situation hierzulande.



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