14.12.2016, 15:36 Uhr

Verhaltene Zuversicht für den Wirtschaftsstandort Schweiz

Die Wettbewerbsfähigkeit Schweizer Unternehmen wird etwas positiver als im letzten Jahr eingeschätzt. Doch der Preisdruck im In- und Ausland, sowie die potenzielle Kündigung der bilateralen Verträge mit der EU bereiten vielen grosse Sorgen.
Die helvetischen Unternehmen haben sich weitgehend vom Frankenschock erholt und blicken etwas zuversichtlicher in die Zukunft als noch vor einem Jahr. Das zumindest besagt die Restrukturierungsstudie von KPMG, in deren Rahmen die Entwicklung der Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Schweiz zum zweiten Mal in Folge untersucht wurde.
Während im vergangenen Jahr rund zwei Drittel der Teilnehmer diese Entwicklung als negativ eingeschätzt haben, waren es heuer nur noch 26 Prozent. Auch was die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage betrifft haben sich leichte Verschiebungen ergeben. Zwar hält sich der Anteil der negativen und positiven Einschätzungen weiterhin etwa die Waage, allerdings ist dieses Jahr kein Zusammenhang mehr zwischen Einschätzung der Geschäftslage und Unternehmensgrösse auszumachen. 2015 hingegen hatten vor allem grosse Firmen diese deutlich negativer wahrgenommen.
Und: Für 72 Prozent ist für die nächsten 3 bis 5 Jahre Land in Sicht und sie gehen von einer neutralen oder positiven Entwicklung für den hiesigen Wirtschaftsstandort aus. Knapp die Hälfte rechnet bereits für 2017 mit einem höheren Auftragseingang.

Es wird restrukturiert, was das Zeug hält

Im Vergleich zu 2015 haben die Restrukturierungsaktivitäten stark zugenommen. Geplant oder durchgeführt hatten diese im letzten Jahr rund die Hälfte der Unternehmen, dieses Jahr wuchs die Anzahl auf 70 Prozent. Hauptbereiche der Massnahmen: Organisation, Prozesse und Betriebsmodell. Etwa die Hälfte hinterfragt auch ihre Strategie, bei rund einem Viertel steht zudem eine finanzielle Restrukturierung auf dem Plan. Nächste Seite: Preisdruck und Kündigung der Bilateralen «Die diesjährigen Ergebnisse lassen sich als verhaltener Optimismus interpretieren, der die hohe Anpassungsfähigkeit der Schweizer Unternehmen belegt», kommentiert Peter Dauwalder, Leiter Restructuring bei KMPG Schweiz. Allerdings sind einzelne Branchen und Unternehmen weiterhin massiv unter Druck. Vor allem die Bereiche Energie, Industrie sowie Fertigung und Technologie haben zu kämpfen und schätzen die Lage als «eher schlecht» oder «schlecht» ein.

Damoklesschwert Preisdruck

Eine weitere Stärkung des Franken wird von einigen Unternehmen mittlerweile als existenzbedrohend eingeschätzt. Der Preisdruck im Inland (61%) und im Ausland (75%) zählt für Schweizer Firmen zur grössten Herausforderung. Auch das Verhältnis zwischen der Schweiz und der Europäischen Union bereitet vielen Kopfzerbrechen. Noch immer befürchten 65 Prozent (2015: 73%) negative bis existenzbedrohende Auswirkungen, sollten die bilateralen Verträge gekündigt werden.
Auch die Masseneinwanderungsinitiative wird von der Hälfte (51%) der Befragten als schädigend für die Schweizer Wirtschaft erachtet, ebenso (49%) wie geopolitische Risiken wie Krieg und Terror. Auch zunehmender Wettbewerb durch neue Geschäftsmodelle und höhere Kosten durch Bürokratie und Regulierungsdichte zählen zu den Hürden, mit denen Schweizer Firmen konfrontiert sind. Mangelnde Verfügbarkeit von Personal hingegen beklagen nur 30 Prozent.
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Gegenmassnahmen

Als strategische Gegenmassnahmen hinsichtlich der potenziellen Bedrohungen wurden der Aufbau neuer Geschäftsfelder und die Anpassung des Produktportfolios genannt. Gefolgt von Leistungsversprechen und Themen wie Innovationsförderung, Fokus auf neue Kundensegmente und Expansion in neue Märkte. Und auch Massnahmen zur Kostenkontrolle und -senkung werden von den meisten angegangen. Ein Grossteil hatte bereits vor einem Jahr temporäre Änderungen wie 44-Stunden-Woche, Kurzarbeit oder Bonusreduktionen vorgenommen, diese aber im Laufe des Jahres wieder rückgängig gemacht. Zu den operativen Massnahmen zählen auch die Optimierung der IT und der Einsatz neuer Technologien zur Effizienzsteigerung sowie die Optimierung des Einkaufs. Generell ist die Stimmung im Jahresvergleich alles in allem besser, das zeigt auch das Stimmungs/Konjunkturbarometer von KOF und Seco.



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