29.10.2015, 13:47 Uhr

Schweizer Softwarefirmen müssen ins Ausland

Die Schweizer Softwareunternehmen arbeiten gemäss einer Studie sehr profitabel, sind ausserordentlich optimistisch und extrem treue Partner (vor allem für Microsoft). Nur im Ausland tun sie sich bislang schwer.
Die Schweizer Softwareindustrie arbeitet sehr profitabel. Der EBIT betrug 2014 durchschnittlich 8,5 Prozent, damit können europaweit nur wenige Sektoren mithalten. Dies sagt die Studie «Swiss Software Industry Survey» der Uni Bern, die knapp 5000 Firmen befragte, von denen rund 400 antworteten.
In der Studie fällt auf, dass 20 Prozent der Softwarefirmen 80 Prozent des Umsatzes erzielen. Im Vergleich zu anderen Industrien ist das keine besondere Konzentration. Innerhalb der Softwarebranche sind Technologie- und Serviceanbieter die profitabelsten Unternehmen, vor Consultants und Herstellern von Individualsoftware. Letztere sorgen dafür mit 37 Prozent für den Löwenanteil des Branchenumsatzes. Standardsoftware-Hersteller sind für 29 Prozent und Consultants für 13 Prozent verantwortlich. Ungefähr jeder dritte Angestellte im ICT-Sektors arbeitet deshalb auch bei Individualsoftware-Herstellern, bei Technologie- und Service-Providern ist es nicht einmal jeder zwanzigste. Gemessen am Umsatz pro Mitarbeiter liegen diese Firmen aber an der Spitze (277 000 Franken), vor Consultants (265 000 Franken) und Integratoren (255 000 Franken).

Woher kommt der Umsatz?

80 Prozent der Schweizer Softwarefirmen generieren ihren Umsatz unter anderem mit der Fokussierung auf bestimmte Industrien. 40 Prozent generieren damit sogar ihren gesamten Umsatz. Deshalb ist es interessant zu sehen, welche Industrien wie wichtig für die Softwarefirmen sind. In Sachen Umsatzgenerierung liegt die Finanzbranche deutlich an der Spitze, gefolgt von öffentlichen Sektor und Versicherungen. Wer nun denkt, dass die Finanzbranche auch am meisten Softwarefirmen beschäftigt, irrt. Keine 10 Prozent der Firmen gaben an, sich auf entsprechende Dienste zu fokussieren. Industrie und verarbeitendes Gewerbe sowie die öffentliche Verwaltung stehen am höchsten im Kurs. Die Softwarefirmen, die sich auf Banken konzentrieren, sind dafür grösser und generieren fast doppelt so viel Umsatz.
Die Branche generiert ihre Umsätze hauptsächlich über Services. Die Entwicklung von Individualsoftware sowie deren Wartung und Support ist für 40 Prozent des Umsatzes verantwortlich. Customizing eigener und fremder Standardsoftware ist für gut einen Viertel des Umsatzes verantwortlich. Erst danach kommen Lizenzeinnahmen.
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Firmenkunden, Firmenkunden, Firmenkunden

Für 95 Prozent des Branchenumsatzes sind Unternehmenskunden verantwortlich. Auch wenn das nicht verwunderlich ist, ist es doch ein Unterschied zu beispielswiese den USA, wo Firmen wie Apple oder Google mit Lösungen für Private zu dominierenden Firmen wurden. Apropos Ausland: Viel Luft nach oben gibt’s bei der internationalen Ausrichtung der Firmen. Nur gerade 16 Prozent des Umsatzes wird im Ausland erwirtschaftet, die Hälfte davon in Deutschland. Aufgrund der Skalierbarkeit scheinen hier vor allem Standardsoftware-Hersteller noch Potenzial liegenzulassen.

Treue Partner

Aktuell arbeiten in der ICT-Branche gemäss Studie rund 80 000 Menschen. Dabei sind alle Angestellten von ICT-Firmen eingerechnet, beispielsweise ein Verkäufer bei Zühlke. Aber keine Informatiker der SBB. Im Unterschied zur oft zitierten Studie von ICTSwitzerland, nach der die Branche knapp 200 000 Leute beschäftigt.
Gemäss der Studie der Uni Bern arbeiten in den ICT-Firmen über 40 Prozent als Entwickler, 12 Prozent als Projektmanager und gleich viele im Bereich Operations (Administratoren, System-Spezialisten).  Dagegen gibt es im Vergleich zu anderen Branchen wenige Verkäufer und/oder Marketingmitarbeiter, wohl auch ein Grund für die noch ausbaufähige Internationalisierung.
Aufgrund ihrer geringen Grösse (Die Studie geht von rund 5000 Firmen aus, eine Firma hat im Schnitt also 16 Mitarbeiter) gehen Schweizer Softwareunternehmen vermehrt langjährige Partnerschaften mit grossen Plattformanbietern ein. Besonders mit Microsoft, mit denen jede dritte Schweizer Firma eine Partnerschaft unterhält. Obwohl solche Partnerschaften häufig als flüchtig und lose beschrieben werden, zeichnet der SSIS ein anderes In der Schweiz sind mehr als die Hälfte aller Partnerschaften älter als 10 Jahre und jede zweite Softwarefirma unterhält genau eine Partnerschaft. Jüngere Partnerschaften spiegeln eher den noch jungen Trend hin zu mobilen Applikationen wieder. Schweizerische Softwarepartner sind zudem äusserst loyal, 80 Prozent planen bestehende Partnerschaften fortzuführen.
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Mitarbeiter gesucht

Für die Zukunft scheint der Branche nicht bange zu sein. Im Durchschnitt erwartet sie ein Wachstum von 11,78 Prozent, vor allem die Consultants erwarten mit 18,5 Prozent ein geradezu astronomisches Wachstum. Entsprechend investieren die Firmen einiges in Forschung und Entwicklung, im Durchschnitt 14,19 Prozent ihres Gesamtumsatzes. Hier sind besonders die Standardsoftware-Entwickler mit über 25 Prozent R&D-Investitionen fleissig, die Consultants investieren am wenigsten – und wachsen dennoch am schnellsten.
Um das angestrebte Wachstum zu erreichen, braucht die Branche mehr Mitarbeiter. Entsprechend wollen sie im Durchschnitt 12 Prozent mehr Angestellte. Interessant ist, dass gemeinhin erwartet wird, dass die Zahl von Freelance-Angestellten stärker zunehmen wird als die Zahl der Festangestellten.



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