20.11.2015, 10:07 Uhr

Schweizer Banken wenig innovativ

Eine Studie der Hochschule Luzern lässt die Banken schlecht aussehen: Anstatt zu transfomieren, wollen sie bestehende Geschäfte optimieren. Und die IT wird nicht als strategischer Differenzierungsfaktor gesehen.
Die Herausforderungen sind für die Schweizer Retail Banken derzeit zahlreich und gross, sagt das Institut fr Finanzdienstleistungen Zug IFZ der Hochschule Luzern. Der Margendruck im Kerngeschäft der Hypotheken, der Versuch, die Erträge zunehmend zu diversifizieren, die Gewinnung und Ausbildung von guten Mitarbeitenden, neue Regulierungen oder die durch die Digitalisierung entstehenden neuen Geschäftsmodelle, Vertriebskanäle und Angebote seien nur einige der Schwierigkeiten, mit welchen sich die Retail Banken konfrontiert sehen. In einer Studie wollte die Hochschule erfahren, welche Themen bei den Schweizer Banken derzeit höchste Priorität haben und befragte dazu 202 Geschäftsleitungsmitglieder von 73 Retail Banken. Das Ergebnis ist für Innovationsfreunde unerfreulich: Der Grossteil der Finanzinstitute konzentriert sich auf die Optimierung und Transformation des Geschäftsmodells. Besonders die Weiterbildung der Mitarbeiter steht im Fokus. Der Erschliessung potenziell neuer Geschäfts- und Ertragsfelder und Angebote wie Blockchain oder Crowdfunding wird derzeit hingegen weniger Priorität beigemessen. Für Studienautor Andreas Dietrich ist das trotz fehlender Marktreife oder fehlenden Vorreitern der Angebote schwierig zu verstehen: «Im heute eher schwierigen Marktumfeld hätte man erwarten können, dass Strategien zur Gewinnung neuer Ertragsquellen entwickelt werden. Zum Beispiel für die Erschliessung neuer Märkte ausserhalb des geografischen Stammgebiets, die Zusammenarbeit mit Versicherungen oder die Akquisition von Vermögensverwaltern». Insofern wünscht sich der Bankenexperte mehr Risikobereitschaft und Weitsicht. Auch deshalb, weil sich die Banken mit aus heutiger Sicht noch als innovativ geltenden strategischen Initiativen bereits im Jahr 2020 nicht mehr differenzieren können. «Gemäss den strategischen Prioritäten der Bankenvertreter kann beispielsweise davon ausgegangen werden, dass die Online- Verlängerung von Hypotheken bald ein Standard-Angebot von Banken sein wird.»

IT kein strategischer Differenzierungsfaktor

Nebst den Geschäftsleitungsmitgliedern wurden auch 27 IT-Verantwortliche von Schweizer Banken befragt. Ihre Antworten würden deutlich machen, dass die Informatikabteilung einer Bank in erster Linie eine Unterstützungsfunktion ausübt und nicht als strategischer Differenzierungsfaktor betrachtet werde, schreibt die Hochschule Luzern.  Dies widerspiegle sich im hohen Outsourcing-Grad verschiedener IT-bezogener Aktivitäten, wie der Software-Entwicklung, dem IT-Hosting oder dem Applikations-Management. Hinsichtlich der Kosten ihrer IT-Abteilung gehen vier von fünf Befragten davon aus, dass die Aufwände im nächsten Jahr entweder sinken oder auf konstantem Niveau verharren.



Das könnte Sie auch interessieren