08.01.2015, 17:23 Uhr

Schweizer Banken drohen 1000 Nadelstiche

Regulierung und Effizienzsteigerung sind die Top-Themen für Schweizer Banken in diesem Jahr. Neue Anbieter könnten mit spezialisierten Offerten in den Wettbewerb treten.
Patrick Schwaller von EY befragte für das Bankenbarometer 120 Banker
Das Geschäft der Schweizer Banken ist von der Vergangenheitsbewältigung dominiert. So stehen das Erfüllen von Regulierungsanforderungen sowie Massnahmen zur Effizienz- und Ertragssteigerung zuoberst auf den Agenden der Banker hierzulande. Das sind Ergebnisse des «Bankenbarometers». Für die Studie hat das Beratungsunternehmen EY (Ernst & Young) 120 Geschäftsleitungsmitglieder von Banken in der Schweiz befragt. Wie in den Vorjahren fehlen in der Erhebung die Einschätzungen der beiden Grossbanken.

500 Millionen für Regulierung

Die rückwärtsgewandten Prioritäten leiten sich unter anderem aus dem weiterhin steigenden Regulierungsdruck und dem ungelösten US-Steuerstreit ab, sagte Bruno Patusi von EY Schweiz an einem Anlass in Zürich. Laut dem Leiter Wealth & Asset Management sind die Banken beim Steuerstreit mit den USA wenig zuversichtlich, dass das Thema bald vom Tisch kommt: Nur 28 Prozent rechnen damit, den Konflikt innert Jahresfrist lösen zu können, die übrigen 72 Prozent erwarten eine Lösung erst auf längere Sicht. Neue Vorgaben wie der Konsumentenschutz durch neue Finanzmarktregulierung (FIDLEG, FinfraG, FINIG) kämen zusätzlich auf die Banken zu. Hier rechnen die Geschäftsleitungen mit Mehrkosten von durchschnittlich 2 Millionen Franken pro Institut. Gemäss Patusi summierten sich die Investitionen auf insgesamt 500 Millionen Franken – ohne dass dabei die Ausgaben der beiden Grossbanken berücksichtigt seien.

1000 Nadelstiche für Banken

«Angesichts knapper Ressourcen konzentrieren sich die Banken derzeit vor allem auf die Vergangenheitsbewältigung», resümierte Olaf Toepfer, Leiter Banking & Capital Markets bei EY Schweiz. Dabei blieben neue Chancen im Markt oftmals ungenutzt. Dass sich aus der Passivität eine Gefahr für die Geschäftsmodelle in der Finanzindustrie ergeben, werde aber unterdessen realisiert. Laut «Bankenbarometer» erkennen mittlerweile 44 Prozent der Banken eine zunehmende Bedrohung durch branchenfremde Anbieter. Vor einem Jahr waren es nur 32 Prozent. Wie EY-Berater Toepfer erklärte, erwarteten die Banken allerdings nicht die Konkurrenz eines einzigen grossen Anbieters wie Apple oder Google. Vielmehr würden viele kleine Firmen die Kunden mit spezifischen, attraktiven Angeboten von den Finanzinstituten weg locken. «Den Schweizer Banken können die 1000 Nadelstiche allerdings auch weh tun», warnte er.



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