04.11.2016, 11:23 Uhr

Jeder zweite Bankkunde nutzt Fintech

Die Hälfte aller Bankkunden weltweit nutzt bereits Produkte mindestens eines Fintechs. Das ist ein Ergebnis des «World FinTech Reports» von Capgemini, LinkedIn und Efma.
Fintech-Anbieter gewinnen bei jungen, technikaffinen sowie vermögenden Kunden immer mehr an Bedeutung. So nutzt bereits jeder zweite Verbraucher irgendeinen Service eines Start-ups aus dem Finanzdienstleistungssektor. Wie eine Umfrage von Capgemini, LinkedIn und Efma ergab, stammt der Zuspruch hauptsächlich aus den aufstrebenden Märkten. So beanspruchen 75 Prozent aller Bankkunden in China und Indien die Dienstleistungen von Fintechs, gefolgt von den Vereinigten Arabischen Emiraten und Hongkong. Über das Kundenverhalten in der Schweiz sagt die Umfrage mit weltweit 8000 Teilnehmern nichts aus, denn hierzulande wurde niemand befragt.
Weltweit sind Fintechs besonders in der Vermögensverwaltung populär. In dieser Disziplin nutzen 17 Prozent (Europa: 17 Prozent) aller Kunden ausschliesslich die Dienste von Fintechs. Weitere 27 Prozent (Europa: 20 Prozent) nehmen die Fintech-Dienste zusätzlich zu den Services der traditionellen Anbieter in Anspruch.  Der Erfolg der Fintechs wird gemäss dem «World FinTech Report» jedoch getrübt von einem Vertrauensmangel. So gaben nur 24 Prozent (Europa: 16 Prozent) aller Nutzer an, ihrem Fintech-Anbieter zu vertrauen. Die traditionellen Unternehmen geniessen das Vertrauen von immerhin 37 Prozent (Europa: 24 Prozent). Die Verbraucher erklärten, dass Banken Vorzüge insbesondere bei Betrugsschutz, Service-Qualität und Transparenz haben. «Viele Fintechs sind noch zu intransparent, um das Kundenvertrauen zu gewinnen», sagt Penry Rice, Vice President Marketing Solutions bei LinkedIn. Nächste Seite: Fintechs und weitere Bedrohungen Laut dem «World FinTech Report» verfolgen etablierte Institute hinsichtlich Fintechs eine grosse Bandbreite an Strategien. Eine Mehrheit der Finanzdienstleister (60 Prozent) sieht Fintechs als potenzielle Partner. Doch fast gleich viele (59 Prozent) bauen unternehmensinterne Ressourcen auf. 
Über Partnerschaft und konzerninterne Entwicklung hinaus sehen Führungskräfte noch diverse weitere Modelle: Investitionen in Fintechs (38 Prozent), Partnerschaften mit Bildungseinrichtungen (34 Prozent) oder die Schaffung von Acceleratoren (30 Prozent). Ein viel kleinerer Teil (19 Prozent) kauft ausserdem Fintechs auf. «Den Führungskräften erscheinen Fintechs in einem neuen Licht, seitdem sie mehr Möglichkeiten zur Kooperation sehen. Sie machen aber auch selbst deutliche Fortschritte beim Aufbau firmeneigener Fintech-Fähigkeiten», sagt Tobias Wolf, Leiter Banking Schweiz bei Capgemini. In der Umfrage gaben fast 90 Prozent der Führungskräfte an, sich auf die Implementierung von Analytics und Big Data zu konzentrieren, gefolgt vom Internet of Things (56 Prozent), Blockchain (55 Prozent), Robotic Process Automation (52 Prozent) und offenen API-Technologien (50 Prozent).  Laut Vincent Bastid, Secretary General bei Efma, hat das Aufkommen von Fintechs dafür gesorgt, dass sich das Kundenerlebnis in der Branche sehr viel schneller verbessert hat. Doch habe es noch nicht das Niveau erreicht, das der Kunden erwartet. Damit ist es für Bastid nur eine Frage der Zeit, bis die Technologieriesen sowie die E-Commerce- und Telekommunikationskonzerne in den Markt eintreten und ihren Teil des Finanzdienstleistungskuchens fordern. Internationalen Player wie Alibaba, Apple, Facebook und zum Beispiel WeChat stehen schon in den Startlöchern.



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