14.04.2015, 17:45 Uhr

IKT-Güter sorgen jedes Jahr für grosses Handelsdefizit - Dienstleistungen retten das nicht

Die Schweiz hat noch grossen Nachholbedarf, wenn es um den Handel mit IKT-Gütern geht. Während der Dienstleistungsbereich noch fast keine Rolle spielt, sorgt der Hardwarebereich regelmässig für ein grosses Handelsdefizit. Und ist für die Gesamtwirtschaft dennoch unwichtig.
Letztes Jahr wurden IKT-Güter im Wert von 12,4 Milliarden Franken importiert, sagt das Bundesamt für Statistik (BFS). Das ist ungefähr gleich viel wie 2013. Damit verläuft der Trend eher in die falsche Richtung (vgl. Grafik 1). Während seit dem Platzen der Dotcom-Blase die IKT-Importe stetig stiegen, geht die Kurve seit 2009 in die andere Richtung. Für Andreas Kaelin, Geschäftsführer von ICTSwitzerland, eine logische Entwicklung: «Das hat auch mit dem Preiszerfall der Güter zu tun. Hardware ist heute einiges günstiger als noch vor wenigen Jahren.» ###BILD_50324_fullwidth### Am häufigsten wurde Telekommunikations- und Informatikausstattung importiert. Ihr kumulierter Wert machte rund 60 Prozent aller IKT-Importe aus. Zur Telekommunikationsausstattung zählt das Bundesamt für Statistik beispielweise Telefonapparate, Fernsehkameras oder Kupferkabel. Zur Informatikausstattung gehören unter anderem PCs, Monitore und Drucker.

Regelmässiges Handelsdefizit

Linear mit den Importen entwickeln sich hierzulande die Exporte. Allerdings auf tieferem Niveau. Dieses Jahr wurden IKT-Güter im Wert von 6,5 Milliarden Franken exportiert. Verglichen mit den Importen ergibt das ein Handelsdefizit von 5,8 Milliarden Franken. Andreas Kaelin hat auch dafür eine logische Erklärung: «Die grossen Hardware-Anbieter sind traditionellerweise im Ausland stationiert. Wir haben da keine gross ausgebaute Industrie.» Die Stärke der hiesigen Industrie sei eher in der Dienstleistungsindustrie zu finden. ##{"type":"InterRed::Userlink","linktype":"b","linkoffset":0,"ziel_ba_name":"cwx_artikel","bid":0,"cid":0,"extern":"","fragment":"","t3uid":"65402","page":0,"text":"Eine Studie von ICTSwitzerland belegt dies allerdings nicht","target":"_top","alias":"","_match":"","_custom_params":[]}#!. Gemäss dieser erwirtschafteten Schweizer ICT-Firmen 2011 insgesamt 8,8 Milliarden Franken im Export. Davon konnten 1,8 Milliarden Franken dem Dienstleistungssektor zugeordnet werden: 698 Millionen Franken kamen aus der Softwareentwicklung, 424 Millionen Franken aus der IT-Beratung und 114 Millionen Franken den Cloud Services. Für die restlichen knapp 7 Milliarden Franken waren die Hardwarehersteller zuständig. Und während die Hardwarehersteller jeden zweiten Franken im Ausland erwirtschafteten, war es bei den Dienstleistungsunternehmen jeder elfte Franken.

International im hinteren Bereich

###BILD_50323_fullwidth### Diese Zahlen werden sich in Zukunft sicher noch verschieben und das Potenzial dürfte im Dienstleistungsbereich grösser sein. Bislang aber sind es vor allem Hardwarehersteller, die im Import- und Exportgeschäft Gefallen an der Schweiz finden. Allzu gross dürfte auch diese Begeisterung aber nicht sein. Der Anteil der IKT-Exporte am Total der Warenexporte betrug in der Schweiz im Jahr 2009 lediglich 1,6 Prozent (neuere Zahlen gibt es nicht). Von den OECD-Ländern lag nur Norwegen hinter der Schweiz. Zum Vergleich: In Ungarn machen IKT-Güter 23,6 Prozent aller Warenexporte aus, in Mexiko 22 Prozent (vgl. Grafik 2).  Die Schweiz steht mit ihrem Defizit nicht alleine da, sondern ziemlich genau im Schnitt der OECD-Länder. Nur Korea, Irland, Japan, Finnland und Ungarn weisen einen Handelsbilanzüberschuss auf. In Finnland und Ungarn ist dieser Überschuss hauptsächlich auf den Export von Telekommunikationsausstattungen zurückzuführen, in Korea und Japan auf elektronische Teile und Rechner.



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