CSC 27.09.2016, 14:40 Uhr

Digitale Agenda 2020

Erst der Kunde, dann der Mitarbeiter und am Ende die Technologie – dann läuft es auch mit der Digitalisierung. Eine CSC-Studie zeigt, wo es in Schweizer Unternehmen noch hakt.
Die Digitalisierung verändert unser Leben von Grund auf. Sowohl der neue digitale Lebensstil, als auch die digitale Konkurrenz und die Schnelligkeit, mit der heute Veränderungen vonstattengehen, zwingt die Unternehmen zum Umdenken und handeln. Dass die Wettbewerbslage im Zuge der Digitalisierung in den kommenden Jahren grundlegend anders aussehen wird als heute, davon ist die Mehrheit der DACH-Unternehmen überzeugt, wie die CSC-Studie «Digitale Agenda 2020» zutage brachte.
Der IT-Dienstleister und Berater hat zusammen mit dem Marktforscher Toluna dafür zum zweiten Mal in Folge 500 Entscheider (100 aus der Schweiz) aus privaten Unternehmen, die für den Einkauf von IT/Software zuständig sind, befragt. Nur ein geringer Teil war der Meinung, dass die Digitalisierung auf absehbare Zeit keine Auswirkungen auf den Wettbewerb haben wird. Für die Hälfte der Schweizer Befragten hat sich der Wettbewerb bereits verändert. Die Unternehmen sind sich mehrheitlich im Klaren darüber, dass sie sich der Entwicklung nicht mehr entziehen können. So weit, so gut. Doch sind sie auch gewappnet für den Wandel?

Digitale Agenda steht

60 Prozent der Schweizer Firmen sagen ja: Bei 31 Prozent steht offensichtlich bereits eine Digitale Agenda, bei 29 Prozent wird diese sogar schon in der Praxis umgesetzt (vgl. Tabelle 1). Hier sind die Schweizer im Vergleich zum Gesamt-DACH-Ergebnis (51%) sogar etwas weiter. Allerdings stehen 22 Prozent noch nicht einmal in den Startlöchern. «Eine sorgfältig aufgesetzte Strategie ist für Firmen unverzichtbar, um den komplexen Transformationsprozess zügig zu meistern», sagt Volker Hische, General Manager, CSC Schweiz. «Wie die Praxis zeigt, ist damit erst der Anfang geschafft.»
Nächste Seite: Industrie liegt vorn Nach Branchen aufgeteilt, liegt die Industrie in der DACH-Region mit 55 Prozent vorn in Sachen Digitaler Agenda. Etwas verwirrend ist das Ergebnis (48%) der Finanzbranche. Dem dürften allerdings verschiedene Ursachen zugrunde liegen. Zum einen haben eventuell nicht genügend Finanzinstitute an der Studie teilgenommen. Zudem habe die Zurückhaltung, so Bruno T. Messmer, Head of Digital Strategy Consulting CEE bei CSC, möglicherweise damit zu tun, dass sowohl die Finanzindustrie als auch das Gesundheitswesen (43%) oder der Handel (45%) eher traditionelle Branchen sind. «Das Bewusstsein ist da, der Kunde aber noch eher traditionell unterwegs», so Messmer. Weiter wird spekuliert, dass die Banken und Versicherungen die fertige Agenda in der Schublade haben, und nur abwarten, bis sie damit an den Markt gehen. Hier besteht allerdings auch die Gefahr, den Anschluss zu verpassen, Strukturen sind heute schnell veraltet, Stichworte Fintech oder BlockChain.

Kosten senken, Qualität steigern

Wenn es um die Chancen durch die Digitalisierung geht, wollen helvetische Unternehmen vor allem Kosten senken (56%), die Qualität steigern (52%), sowie flexibler auf Kundenwünsche reagieren können (49%). Dabei liegt der Fokus je nach Branche auf verschiedenen Bereichen: Während die Industrie ganz klar wachstumsorientiert ist, vor allem also erst einmal neue Umsatzquellen erschliessen und schneller als der Markt wachsen will, setzen Banken und Versicherungen eher aufs Kundenerlebnis, will der Handel seine Geschäftsmodelle erneuern und setzen die Spitäler in erster Linie auf datengetriebene Qualitätssteigerung (vgl. Tabelle 2).
Worin sich alle einig sind: Die digitale Transformation muss zur Chefsache gemacht werden. 57 Prozent der Befragten in der Schweiz erachten das als wichtig bis sehr wichtig. Ebenso von Bedeutung, wenn nicht noch wichtiger (68%) ist die Investition ins Personal, kurz: in Aus- und Weiterbildung der eigenen Mitarbeitenden. Nächste Seite: Stolperstein Finanzierungslücke

Umsetzung noch am Anfang

Geht es um die konkrete Umsetzung, sehen sich Unternehmen mit diversen Hindernissen konfrontiert (vgl. Tabelle 3). Diese können je nach Branche und Firmengrösse variieren. Mit 40 Prozent wurden hierzulande Finanzierungslücken als Stolperstein Nummer eins genannt. In Deutschland und Österreich ist dieser Wert bei weitem nicht so hoch. Zudem fehle den Mitarbeitern technisches und fachliches Know-how, um die digitale Agenda umzusetzen.
Nach Branchen aufgesplittet fehlen der Industrie die entsprechenden Partner, dem Finanzwesen Methoden und Prozesse für die Transformation, dem Handel das Geld und im privaten Gesundheitswesen (staatl. Spitäler wurden nicht befragt) überwiegen kulturelle Vorbehalte im Unternehmen (vgl. Tabelle 4). Generell bewerten die Manager zwar die grundsätzliche Offenheit der Beschäftigten gegenüber digitalen Neuerungen als positiv, bei der Unternehmenskultur gibt es aber länderspezifische Unterschiede. Mit 15 Prozent Bedenkenträgern stehen die Deutschen der Digitalisierung offener gegenüber als die Österreicher (21%) oder Schweizer (27%).
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Der Kunde im Fokus

Die Digitalisierung erfordert eine Transformation von drei Dimensionen:
  1. Die Veränderung des Geschäftsmodells: Wie werden wir Teil des digitalen Lebensstils unserer Kunden?
  2. Transformation der Organisation: Ist unsere Organisation bereit, externe und interne Innovationen rasch zu implementieren?
  3. Transformation der Technologie: Wie muss sich unsere Technologie-Landschaft entwickeln, damit wir zukunftsfähig sind?
Dabei spiele die Reihenfolge eine grosse Rolle. Heute werde meist Punkt 3 an die erste Stelle gepackt und damit gewissermassen das Pferd von hinten aufgezäumt. Sicherlich geht Digitalisierung nicht ohne IT, doch es gilt zuerst das Ökosystem des Kunden zu verstehen, dann die Mitarbeiter ins Boot zu holen und am Ende die Technologie ranzuflanschen. Und, so Hische: «Der grösste Fehler ist zu glauben, ich kann alles selbst machen.» Diese Zeiten seien definitiv vorbei.



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