03.08.2015, 15:44 Uhr

9 von 10 Gesundheits-Websiten geben Daten weiter

Selbst staatliche Anbieter geben sensible Daten ihrer Besucher an Drittanbieter wie Google und Facebook weiter, heisst es in einer Studie. Das Gesetz hinkt der Technik hinterher, ein digitales Arztgeheimnis wird gefordert.
Datenschutz ist speziell im Gesundheitswesen ein heisses Eisen. Hanspeter Thür hat in seiner Funktion als eidgenössischer Datenschutz- und Öffentlichkeitsbeauftragter (EDÖB) bezüglich Gesundheitsdaten bereits Bedenken hinsichtlich der Wahrung der Privatsphäre und des informationellen Selbstbestimmungsrechts ausgedrückt. Tim Libert von der Universität Pennsylvania veröffentlichte zum Datenschutz im Gesundheitswesen die Studie «Privacy Implications of Health Information Seeking on the Web». Diese bringt Erstaunliches zutage: 91 Prozent der 80'142 untersuchten gesundheitsbezogenen Websiten sollen sensible Informationen an Dritte weiterleiten. Den meisten Nutzern sei dies wahrscheinlich nicht klar, mutmasst Libert. In 70 Prozent der untersuchten Fälle habe die URL sensible Wörter wie «HIV» oder «Krebs» enthalten. Dennoch seien die Nutzerinformationen bei Datenkäufern wie Google, Facebook oder Twitter gelandet. In der Studie wurde unter anderem die Website des US-amerikanischen Zentrums für Krankheitskontrolle und Prävention (CDC) untersucht. Selbst diese staatliche Institution leitete Informationen an Drittanbieter weiter.

«Invisible Web» als rechtsfreier Raum

Als «Invisible Web» werden jene Teile des Internets bezeichnet, die bei einer üblichen Recherche über Suchmaschinen nicht auffindbar sind. Im «Invisible Web» ist es laut Libert die Regel, dass Gesundheits-Websiten Patientendaten weitergeben. So werde es möglich, dass Besucher einer solchen Seite danach Buchvorschläge für Brustkrebs-Ratgeber oder Werbung von Medikamentenherstellern erhalten. Libert möchte mit seiner Arbeit auf fehlende eHealth-Rahmenbedingungungen hinweisen. Er fordert Gesetze, welche die Weitergabe von Gesundheits-Daten an die Werbewirtschaft oder an Datenverkäufer regeln und die Speicherdauer von Informationen festlegen. Auch hierzulande wird E-Health auf politischer Ebene mittlerweile rege diskutiert. 



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