11.12.2015, 11:12 Uhr

7 Digitalisierungs-Empfehlungen für Schweizer Banken

Eine Studie zeigt auf, in welchen Gebieten der Digitalisierung Schweizer Retailbanken Nachholbedarf haben. Und gibt Empfehlungen ab, wie die Rückstände aufgeholt werden können.
In der Retail Banking-Studie \"Executive Retail Banking Survey: Digital Transformation\" erklären Analysten von Roland Berger, warum Retail Banken ihre Digitalisierung konsequent vorantreiben müssen, wenn sie den Anschluss an die digitalen Wettbewerber nicht verlieren wollen. Die Studie basiert auf einer Umfrage von 65 europäischen Banken, darunter 13 Finanzinstitute aus der Schweiz und Deutschland. Laut Sudie haben sich die Schweizer Banken in der ersten Welle der Digitalisierung vor allem auf Basisprodukte fokussiert. Allerdings nutzen sie offenbar die daraus gesammelten Kundendaten nur unzureichend, um ihre Produkte oder ihren Service weiter zu verbessern. So analysieren gemäss Studie nur rund 45 Prozent der Schweizer Retail Banken permanent das Online-Verhalten ihrer Kunden. Wechselt ein Kunde von der Filiale zum Online-Banking, werden seine historischen Daten kaum weiterverwendet. "Der Zugang zu digitalen Technologien ist nicht das Problem. Die Banken kämpfen vielmehr mit Widerständen innerhalb der Organisation, Bestehendes zu verändern", sagt Adrian Weber, Partner und Retail Banken-Experte von Roland Berger in Zürich. Schweizer Banken hätten im europäischen Kontext viel Nachholbedarf, wenn es darum geht, vorhandene Kundendaten systematisch auszuwerten und die Organisation für neue, digitale Produkte fit zu machen. Allerdings scheinen die Banken das gar nicht zu wollen. Ein Drittel der befragten Schweizer Banken rechnet mit Umsatzzuwächsen von weniger als zwei Prozent durch die Digitalisierung. Die Vorteile sehen sie vielmehr auf der Kostenseite. Entsprechend investiert nur ein Drittel der befragten Banken derzeit bis zu 20 Prozent ihres IT-Budgets in Digitalisierung. Dies liege auch an den weiterhin enormen regulatorischen Anforderungen, die hohe Investitionen in bestehende oder neue IT-Systeme erforderlich machen, schreiben die Studienautoren. Das ist allerdings ein falscher Gedankengang. Denn neue, branchenfremde Wettbewerber bieten innovative digitale Angebote. Alleine das globale Investitionsvolumen in den Fintech-Markt betrug 2014 rund zehn Milliarden Franken, eine Verdreifachung innert Jahresfrist. "Durch die digitalen Geschäftsmodelle und die Innovationsgeschwindigkeit der neuen Wettbewerber müssen Banken ihre Organisationen offener, flexibler und agiler ausgestalten. Nur so lässt sich auf die stetigen Veränderungen im sich ständig ändernden digitalen Umfeld reagieren", sagt Weber. Die Autoren geben deshalb Empfehlungen ab, wie sich die Banken die Digitalisierung angehen sollten:
  • Gezieltere Kundenansprache: Durch Auswertung des Kundenverhaltens über alle Kanäle (Online, Mobil, Filiale) können Kundenbedürfnisse besser gefiltert werden und so der ideale Zeitpunkt für eine individuelle Kundenansprache identifiziert werden.    
  • Entwicklung alternativer Wege zur Kundengewinnung: Die Neukundengewinnung ist in den letzten Jahren sehr schwierig geworden. Banken müssen daher innovative Ideen entwickeln, um Neukunden mit einfachen und digitalisierten Produkten zu überzeugen.    
  • Identifikation neuer Umsatzquellen: Es reicht nicht aus, bestehende Geschäftsmodelle punktuell zu optimieren. Banken müssen auch ihr Wachstum vorantreiben und neue Geschäftsfelder erschliessen.    
  • Aufbau eines digitalen Ökosystems: Durch Kooperationen mit branchenfremden digitalen Playern oder Fintech-Unternehmen bekommen Banken direkten Zugang zu innovativen Ideen und lernen die Denkweise der "Digital Natives".    
  • Entwicklung hin zu einer lernenden Organisation: Der zunehmenden Unsicherheit kann nur durch eine flexible und agile Organisation begegnet werden. Diese Eigenschaften müssen in der Organisation von Banken - wenn erforderlich mithilfe externer Partnerschaften - verankert werden, um sich im ständig ändernden digitalen Umfeld weiterentwickeln zu können.    
  • Neudefinition des Kundenservice: Digitalisierung ermöglicht eine neue Art des Kundenservice. Um diese Chancen nutzen zu können, muss ein radikaler Kulturwandel in den Banken stattfinden.    
  • Digitalisierung aller Prozesse: Die Digitalisierung muss entlang der gesamten Wertschöpfungskette bis hin zum Back Office stattfinden, damit auch komplexere Finanzprodukte schnell und zuverlässig abgewickelt werden können.



Das könnte Sie auch interessieren