21.09.2012, 11:47 Uhr

ICT-Lobbying Schweiz auf dem Prüfstand

Das ICT-Lobbying wird von der Branche kaum wahrgenommen. Die Verbandsarbeit fristet ein Mauerblümchendasein: zu fragmentiert, zu spezialisiert, zu wenig schlagkräftig. Die Zeit ist reif für Veränderungen.
Zählen Sie aus dem Stegreif drei Organisationen auf, die sich für die Belange der ICT-Branche einsetzen und nennen Sie darüber hinaus drei politisch relevante Themen. Schwierig? Das ist nicht Ihre Schuld. Vielmehr wäre es die Aufgabe der Lobbyisten und Organisationen, die Öffentlichkeit und die Branche über ihre Arbeit zu informieren. Weil sie das allerdings nur sehr spärlich tun, wundert es nicht, dass über 50 Prozent der befragten Top-500-Firmen den Einfluss der ICT-Branche auf die Politik als sehr schlecht bis ungenügend einstuft. Auch die Verbands­arbeit wird nicht wahrgenommen: Bei fünf von acht abgefragten Organisationen geben über die Hälfte der Befragten an, noch nie davon gehört zu haben.

Knochenarbeit Lobbying

Für das Lobbying der ICT-Branche ist, neben anderen, seit dem Jahr 2005 die parlamentarisch-wirtschaftliche Initiative ePower zuständig. Vorher kümmerte sich in Bundesbern niemand um die Anliegen der IT. «Das war damals gar nicht nötig», sagt Fritz Sutter, Mitglied des Kernteams und Vorstandsmitglied von ICTswitzerland. Heute hat ePower 19 Firmenmitglieder plus die Verbände ICTswitzerland und Swico. Alle leisten jeweils einen jährlichen Beitrag in Höhe von 10000 Franken und können die Themen mitbestimmen. Das eingenommene Geld fliesst in die Geschäftsstelle ePower – das PR-Büro Furrer, Hugi und Partner – und den viermal jährlich durchgeführten Sessionsanlass im Bundeshaus. Klotzen kann die Lobbyorganisation mit dem winzigen Budget nicht. Zum Vergleich: Alleine bei Swisscom pflegen drei voll angestellte Personen regel­mässig den Dialog mit Parlamentariern und Behörden. Bei ePower backt man kleinere Brötchen. «Im Fokus steht das Ziel, die Politik zu sensibilisieren und ihr aufzuzeigen, dass die ICT-Branche praktisch in jedem Bereich einen Beitrag leisten kann», erklärt ePower-Geschäftsführer Andreas Hugi, und führt als Beispiel eHealth im Gesundheitsbereich an. «In den letzten fünf Jahren wurden grosse Fortschritte erzielt, was das Bewusstsein des Parlaments für die Belange der ICT-Branche angeht», behauptet Lobbyist Andreas Hugi. Doch selbst wenn das stimmt, ist das zu wenig. «Das IT-Know-how der Politiker ist nach wie vor ungenügend und geht meistens nicht über die eigene Anwendung des Computers hinaus», sagt der Berner FDP-Nationalrat Christian Wasserfallen.
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ICT löse leider keine Begeisterungsstürme im Parlament aus. Im Gegenteil: «Die Einführung des biometrischen Passes war die emo­tionalste Diskussion im Parlament in diesem Bereich.» Manche Politiker hätten Angst gehabt, mit dem Pass in der Tasche zentimetergenau geortet werden zu können, so Wasserfallen. Ähnliches wird auch im von Hugi angesprochenen Gesundheitssegment passieren. Mit der Einführung des elektronischen Patientendossiers steht dort auch so eine Diskussion bevor. Wird nicht sachlich informiert, schmettert das Parlament die Vorlage aus Angst vor digitalen Daten ab. Und dies, obwohl analoge Patientendossiers in den Kellern hiesiger Spitäler weit weniger sicher sind.

«ePower vertritt Firmeninteressen»

Damit diese für Bürgerinnen und  Bürger sehr zentrale Diskussion kompetent geführt werden kann, leistet ePower Weiterbildungsarbeit im Parlament. SP-Nationalrätin Edith Graf-Litscher – die trotz entsprechendem Fokus in der Branchenumfrage von keinem einzigen Teilnehmer als ICT-Politikerin wahrgenommen wird – lobt den Sessionsanlass, kritisiert allerdings den Fokus der Lobbyorganisation: «Bei Sessions­anlässen ist es wichtig, dass der Nutzen von neuen Techniken im Vordergrund steht und nicht Produktewerbung betrieben wird.» Sie fühlt sich von der Parlamentarischen Gruppe Digitale Nachhaltigkeit – der Lobbyorganisation der Open-Source-Branche – besser unterstützt. Deren Geschäftsführer Matthias Stürmer setzt nach eigenen Angaben thematische Schwerpunkte ohne Herstellerbezug. Beide Lobbyorganisationen arbeiten allerdings mehrheitlich zusammen und organisieren schon mal gemeinsame Anlässe. Andreas Hugi twitterte sogar ein Lob: «Ihr macht einen super Job. Vor allem, seit das leicht Open-Source-Sektiere­rische nicht mehr so stark ist.»

ICT-Branche massiv untervertreten

Bei seiner Wahl im Jahr 2003 war FDP-Nationalrat Ruedi Noser ein Einzelkämpfer im Par­lament. Heute hat er Verstärkung erhalten. Immerhin kümmern sich mittlerweile rund zehn Politiker intensiver um die Belange der ICT-Branche. Verglichen mit Banken, Pharma und allen voran der Landwirtschaft wird diese Anzahl der volkswirtschaftlichen Leistung allerdings nie und nimmer gerecht. Zum Vergleich: Jeder Parlamentarier hat das Recht, zwei Gästepässe zu vergeben, um nahestehenden Personen und Organisationen den Weg ins Bundeshaus zu ebnen. Während Landwirtschaft und Pharma 21 bzw. 12 Gästepässe besitzen, sind – abgesehen von PR-Büros, die verschiedene Interessen vertreten – nur deren 2 in Händen der ICT-Branche – bei Sunrise und Swisscom. Für beide Unternehmen ist politisches Lobbying von zentraler Bedeutung, nur verfolgen sie diametral unterschiedliche Interessen: Swisscom will als Marktführer möglichst den Status Quo behalten, Herausforderer Sunrise durch Veränderungen Marktgewinne erzielen. Lesen Sie auf der nächsten Seite: Veränderungen notwendig

Veränderungen notwendig

Keinen Gästepass besitzt Microsofts Lobbyist Thomas Reitze. Er wendet weniger als einen halben Tag pro Woche für die Lobbyarbeit auf, obwohl er betont, die Arbeit in Bern habe einen hohen Stellenwert für den Software-Riesen. Grund dafür ist das winzige Budget von maximal 20000 Franken pro Jahr. Selbst wenn Reitze einen Parlamentarier zum Mittagessen einladen will, braucht es einen «Approval Process» mit Unterschrift von CEO Petra Jenner. Der Lobbyist findet, dass sich die Branche in Bern insgesamt zu wenig Gehör verschafft. «Schuld daran sind auch wir selbst. Es gibt über 100 verschiedene Organisationen.» Die Branche sei zersplittert und Verbandsfusionen unrealistisch bis unmöglich. Deshalb gingen wichtige ICT-Themen auch unter. «Während die ehemalige Leiterin des Volkswirtschaftsdepartements, Doris Leuthard, noch sehr engagiert war, wird dem Thema von Johann Schneider-Ammann weniger Bedeutung beigemessen», so Reitze. Ziel müsse es sein, in der Branche besser gehört zu werden. «Das erfordert stärkere Öffentlichkeits- und Medienarbeit.» Diese fristet bei ePower tatsächlich nur ein stiefmütterliches Dasein. Aber immerhin liefen derzeit Aktivitäten für eine verbesserte Koordination, so Thomas Reitze.

Diskrete Verbände

Die Arbeit der ICT-Verbände in der Schweiz wird vom Gros der IT-Unternehmen nicht wirklich wahrgenommen oder ist nicht nachhaltig. Zum einen liegt das an der zersplitterten Schweizer Verbandslandschaft und der Vielzahl der Verbände und Organisationen, zum anderen auch daran, dass gewisse Verbände gar kein Interesse daran haben, in der Branche bekannt zu werden. Gemäss der Top-500-Umfrage vertritt der Dachverband ICTswitzerland, wie zu erwarten war, für 59 Prozent der Befragten die Interessen der ICT-Branche am besten. Economiesuisse – mit eigener Arbeitsgruppe ICT – wird nur von 13 Prozent, der Schweizerische Arbeitgeber­verband gar nur von mageren 5 Prozent genannt. Die Ergebnisse für die restlichen Verbände und Organisationen, die abgefragt wurden, sind ebenfalls überwiegend ernüchternd. Lesen Sie auf der nächsten Seite: Beliebte Events

Beliebte Events

Veranstaltungen wie die ICT-Networkingparty oder der ICT-Award sind sehr bekannt und werden von der Branche gut frequentiert. So hat der Swiss ICT Award des Verbandes SwissICT – der mitgliedsstärkste Verband der Branche – in unserer Umfrage am besten abgeschnitten: 41 Prozent der Befragten kennen Verband und Veranstaltung gut, 43 Prozent haben zumindest schon einmal davon gehört und nur 11 Prozent ist der Award kein Begriff. «In der leider fragmentierten Verbandslandschaft ist es nur natürlich, dass unser Bekanntheitsgrad überdurchschnittlich hoch ist», erklärt SwissICT-Präsident Thomas Flatt. SwissICT ist als neutrale, lösungsorientierte Plattform,  mit auch für Start-ups erschwinglichen Mitgliedschaftsbeiträgen, für Anwenderfirmen gleichermassen interessant wie für KMU und Informatikmitarbeiter. Neu sind zudem nicht nur Firmen aus der IT-Branche, sondern auch Anwenderfirmen Mitglieder im Verband. Generell glaubt Flatt, dass eine der grössten Schwächen von SwissICT gleichzeitig der Schlüssel zum Erfolg ist: «Unser Verband lebt vom Milizsystem, geht Kompromisse ein und versucht, Konsens zu finden. Das bedeutet, dass Dinge manchmal etwas Zeit brauchen, Botschaften wenig spektakulär daherkommen und keine Stars rund um den Verband entstehen. Gleichzeitig bedeutet es aber auch, dass man sich auf uns und unsere Kontinuität verlassen kann.» Wenn es um lockeres Networking im Partystil geht, ist die Branche immer dabei: Für die ICT-Networking-Party, die nur 35 Prozent der Befragten nicht kennen, wird schon lange keine Werbung mehr betrieben. Der Anlass vermarktet sich selbstständig und ist jedes Jahr restlos ausverkauft oder gar überbucht. «Eine Vergrösserung des Anlasses ist für uns nicht wünschenswert», sagt Vania Kohli, als Geschäftsführerin der Asut verantwortlich für die Organisation des Anlasses. «Noch mehr Gäste würden das persönliche Networking, das bei diesem Anlass im Vordergrund steht, erschweren.»

Unternehmen sind gefragt

Ebenfalls einen hohen Bekanntheitsgrad in der Branche geniesst der Verband ICT-Berufsbildung Schweiz. 73 Prozent der befragten Firmen gaben an, zumindest schon mal davon gehört zu haben. Ein bemerkenswertes Resultat, insbesondere weil es die Initiative erst seit zwei Jahren gibt. «Unser Verband ist aus dem ak­tuellen Bedürfnis heraus entstanden, konkret etwas gegen den ICT-Fachkräftemangel zu unter­nehmen», erklärt Jörg Aebischer, Geschäftsführer von ICT-Berufsbildung Schweiz. ICTswitzerland initiierte eigens eine Stiftung, welche die ICT-Berufsbildung bei wichtigen und kosten­intensiven Projekten unterstützt. Die Credit Suisse hat mit 10 Millionen Franken, die Swisscom mit 1 Million Franken das Stiftungs­kapital beigebracht. Doch Geld allein genügt bei Weitem nicht. Die Schweiz braucht 3000 zusätzliche IT-Lehrstellen, und im Jahr 2020 wird es 30000 Informatiker zu wenig geben (beachten Sie dazu auch den Artikel «Gerangel um die Ausbildung» ab S. 38). Der latente Fachkräftemangel ist eines der grössten Probleme, mit dem die hiesige IT-Branche seit Jahren konfrontiert ist. Hier sind auch die Unternehmen gefordert, die noch viel zu wenige IT-Lehrlinge ausbilden und auch gegen den noch immer eher schlechten Ruf der IT etwas unternehmen sollten. «Wir werden die Kontakte zu den Unternehmen weiter inten­sivieren, insbesondere zu denjenigen, die noch nicht erkannt haben, dass sie sehr gut und gewinnbringend Informatiker­ und Mediamatiker ausbilden könnten», so Aebischer. Lesen Sie auf der nächsten Seite: Branche kein Zielpublikum?

Branche kein Zielpublikum?

ICT-Berufsbildung Schweiz, ICT-Award, ICT-Networkingparty und dann? Allenfalls kennt die Branche noch den Swiss Security Day, dann ist aber schon fast das Ende der Fahnenstange erreicht. eGovernment-Symposium? Kenne ich nicht. ePower? Nie gehört. Hasler Stiftung? Was soll das sein? Zersplitterung und kleine Budgets sind das eine. Verbände, die lieber im stillen Kämmerlein ihre Projekte ausbrüten und diese nur mit einem exklusiven Publikum teilen, Politiker, denen IT am Allerwertesten vorbeigeht und eine Branche, die sich unter Wert verkauft, sind das andere. Das nationale eGovernment-Symposium mit 56 Prozent «Kenne-ich-nicht-Stimmen» hat Computerworld seine Stellungnahme per Briefpost zukommen lassen, unterschrieben von Peter Fischer, Präsident Verein eGovernment-Symposium und Delegierter für die Informa­tiksteuerung des Bundes sowie Reinhard Riedl, Vize-Präsident Verein eGovernment-Symposium. Im Schreiben heisst es lapidar: «Wir weisen darauf hin, dass sich das Zielpublikum Ihrer Umfrage nur zu einem relativ kleinen Teil mit jenem des nationalen eGovernment-Symposiums überschneidet.» Wie auf der Webseite des Sympo­siums zu lesen steht, soll es ein Ort der Begegnung zwischen Wirtschaft, Verwaltung, Politik sowie Akademie sein. Als Zielgruppen neben eGovernment-Verantwortlichen aus Bund, Kantonen und Gemeinden, Science Communities, Verbandsmitgliedern und interessierten Parlamentariern werden auch Vertreter der Industrie genannt. Hier dürfte es also noch Spielraum nach oben geben. Von der Initiative eZürich haben 60 Prozent der Vertreter der Top-500-Unternehmen noch nichts gehört. Obwohl viele dieser Firmen im Grossraum Zürich, dem Schweizer IT-Mekka, wenn man so will, angesiedelt sind und eZürich seit der Lancierung im Herbst 2010 häufig in den Medien präsent war. Immerhin: Praktisch alle Unternehmen auf den ersten 20 Rängen der Top-500-Liste engagieren sich bei eZürich. Man habe in kürzester Zeit relevante Kandidaten gefunden, die bei diesem Projekt dabei sein wollen, heisst es seitens Organisation und Informatik der Stadt Zürich (OIZ), das für das Projekt verantwortlich zeichnet. «Es ist nicht in erster Linie unser Ziel, einen Brand zu schaffen. Wir wollen dem ICT-Standort Zürich auf die Beine helfen», sagt Kommunikationschefin Annette Kielholz. Vieles sei Hintergrundarbeit, von der man draussen nichts mitbekomme, wie beispielsweise die Informatik in die Schulen zu tragen oder gemeinsam mit dem Kanton beim Bund zum Thema Kontingente vorstellig zu werden. «Solche Rahmenbedingungen zu schaffen, das ist Knochenarbeit», sagt Kielholz. «ICT ist eine Kraft, eine Macht in der Schweiz», ist sie überzeugt, aber «die Branche verkauft sich einfach schlecht.» Lesen Sie auf der nächsten Seite: Parlamentarierer nicht IT-Affin

Parlamentarier nicht IT-Affin

Vom ICT-Parlamentarierseminar hat praktisch noch fast niemand etwas gehört. 74 Prozent der Befragten ist diese Veranstaltung kein Begriff. Das sei klar, sagt Fritz Sutter, Vorstandsmitglied der Dachorganisation ICTswitzerland und des Schweizerischen Telekommunikationsverbandes asut. Es werde dafür ganz bewusst weder Werbung betrieben, noch über die Aktivitäten informiert. Doch wie muss man sich diese Veranstaltung vorstellen? Machen da alle zwei Jahre ein paar Parlamentarier auf Kosten des Steuerzahlers ein nettes dreitägiges Auslandsreisli? «Nein», sagt Sutter, «das ist eine herausfordernde, anstrengende Angelegenheit.» Ziel der ganzen Veranstaltung ist es, den Parlamenta­riern die Bedeutung der ICT vor Augen zu führen. Bei jedem dieser Seminare gehen die zehn bis zwanzig teilnehmenden Parlamentarier – «von 246 ist das viel», sagt Sutter – ins für IT zuständige Ministerium des besuchten Landes, um etwas über dessen Telco- und IT-Strategie zu erfahren. Jedes Seminar hat einen Fokus wie beispielsweise eGovernment, eHealth oder eEnergy. «Wir zeigen konkrete Anwendungs­beispiele», so Sutter. Die Frage, ob die Par­lamentarier nach so einer Reise wirklich mehr über IT wissen und sich für den ICT-Standort Schweiz auch aktiv einsetzen, kann Sutter nicht beantworten. «Wie es sich konkret auswirkt, kann ich nicht sagen. Wenn sich aber jemand zwei bis drei Tage mit IT befasst, sollte schon etwas hängenbleiben.»   Düster sieht es um die Bekanntheit der Parlamentarischen Gruppe Digitale Nachhaltigkeit aus. 75 Prozent der IT-Unternehmen haben noch nie etwas davon gehört. Nachhaltigkeit sieht anders aus. Die Hasler Stiftung (78 Prozent der Befragten ist die Stiftung unbekannt), die auf ihrer Webseite die Förderung der Informations- und Kommunikationstechnologie zum Wohl und Nutzen des Denk- und Werkplatzes Schweiz propagiert, will dagegen nichts wissen von einem schlechten Abschneiden: «Damit die Hasler Stiftung ihren Stiftungsauftrag wirkungsvoll erfüllen kann, muss sie bei den potenziellen Destina­tären bekannt sein», kommentiert Geschäftsführer Paul Kleiner das Ergebnis. Die Stiftung fördere primär Forschungs-, Bildungs- und Innovationsprojekte. In den Informatikdepartementen der ETH, Universitäten und Fachhochschulen würde man die Stiftung kennen, so Kleiner. «Die Top 500 ICT-Unternehmen der Schweiz sind für die Hasler Stiftung im Rahmen ihres Auftrages irrelevant – und vice versa», so der Geschäftsführer. Für eine Stiftung zur Förderung der ICT sind also die 500 grössten IT-Unternehmen des Landes irrelevant? Eine gewagte Strategie. Die Fachgruppe Donna Informatica schliesslich, die sich die Frauenförderung im Informatiksektor auf die Fahnen schreibt, hat mit 83 Prozent der IT-Firmen, die diese Organisation nicht kennen, das schlechteste Ergebnis eingefahren. Leider war bis Redaktionsschluss keine Stellungnahme von Donna Informatica zu bekommen. Lesen Sie auf der nächsten Seite: Fazit

Fazit

Die Bemühungen der einzelnen Verbände kommen oft nicht in der Branche und der Politik an. Die Gründe dafür sind vielschichtig. Verbände, Behörden, Politik und Wirtschaft sind gleichermassen gefragt, sich in Sachen IT stark zu machen. Wer in Bern etwas erreichen will, muss einig sein und darf nicht sein eigenes Süppchen kochen. Eine Konsolidierung auf einige Organisationen, die gemeinsam an einem Strang ziehen, würde der Branche mehr Schlagkraft verleihen. Einen von vielen Anläufen unternahmen Ende 2009 Accenture, Google, IBM, Microsoft und Siemens mit der Initiative «Phönix» zur Gründung eines grossen, eigenen IT-Verbands. Der neue Verband, der alle anderen Vereinigungen womöglich überflüssig gemacht hätte, sollte die Anliegen von IT-Anwendern und -Anbietern ganzheitlich vertreten. Allerdings ist Phönix offensichtlich in der eigenen Asche untergegangen. Die Gruppe wurde mit der Gründung des Fördervereins IT Verband Schweiz aufgelöst. Der Förderverein seinerseits hat in Zusammenarbeit mit ICTswitzerland das sogenannte Projekt «Change» durchgeführt und wurde mittlerweile ebenfalls aufgelöst. Generell wünscht man allen Protagonisten der helvetischen ICT-Landschaft mehr Mut zum Risiko und den Willen zu mehr Zusammenarbeit.



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