Analyse 07.09.2011, 14:24 Uhr

Amazon auf Erfolgskurs

Was Amazon anfasst, wird zu Gold: Egal, ob als Onlinehändler, App-Anbieter, Filmverleiher oder Cloud-Pionier. Der neuste Coup: Im Herbst bringt der Tausendsassa seinen ersten Tablet heraus.
Breit aufgestellt: CEO Jim Bezos ist mit Amazon auf Wachstumskurs
Der weltgrösste Onlinehändler Amazon.com hat im zweiten Quartal 2011 einen Umsatz von 9,9 Milliarden US-Dollar erwirtschaftet. Im Vergleich zu letztem Jahr bedeutet dies ein Plus von 51 Prozent. Für den Amazon-Chef und Gründer Jim Bezos ist es klar, woher dieser rasante Zuwachs kommt: «Niedrige Preise, eine schnelle Lieferung und Innovationen sind unsere Wachstumsstützen.» Der Händler verfolgt dabei eine eher marktunübliche Strategie: Amazon will wenn immer möglich Marktanteile gewinnen, auch wenn dies zulasten des Profits geht.

Priorität auf Wachstum

So bietet Amazon auf seinem Onlinemarktplatz aktuelle Musikalben und Bücher für vergleichsweise wenig Geld an. Im Durchschnitt sind die über den eReader Kindle abrufbaren elektronischen Bücher zwischen 20 und 40 Prozent günstiger. Auf ihrer amerikanischen Webseite gibt es zudem neue Musikalben respektive Sonderangebote, die teilweise nur die Hälfte von dem kosten, was ein klassisches Ladengeschäft verlangt. Klar wird aber auch, dass unterm Strich mit solch einem Geschäftsmodell weniger verdient wird. So musste das amerikanische Unternehmen zum zweiten Mal in Folge einen Gewinnrückgang hinnehmen. In Zahlen: Der Gewinn fiel um 8 Prozent (im Vergleich zum Vorjahreszeitraum) auf 191 Millionen Dollar. Dass die Rechnung auch als börsennotierter Konzern dennoch aufgeht, ist mit dem positiven Ausblick verknüpft. Amazon gibt an, dass man für das Q3 die 11-Milliarden-Dollar-Umsatzmarke knacken könnte. Nächste Seite: Standbeine modernisiert

Standbeine modernisiert

Marktrelevanz hat Amazon ursprünglich durch den Verkauf von CDs und Büchern erreicht. Amazon hat dabei das Potenzial neuer Technologien wie etwa «Cloud» frühzeitig erkannt und diese kontinuierlich ausgebaut. So betreibt der Konzern aktuell eine wirtschaftlich erfolgreiche Cloud-Infrastruktur, verleiht oder verkauft auf dessen technischen Errungenschaften fussend Bücher, Filme und Musik. Zunehmend boomend ist ausserdem der Vertrieb von Apps für Smartphones und Tablets, die Googles Android als Betriebssystem einsetzen. Kritiker halten Amazon entgegen, klassische Einzelhändler aus dem Markt zu verdrängen. Letztes Opfer: Die zweitgrösste Buchhandlungskette Borders, die nach monatelangem Kampf Insolvenz angemeldet hat. Auch die Nummer 1, Barness & Noble, verliert gegen den Onlinehändler immer mehr an Boden. Sie hat bereits ihre Fühler ausgestreckt und sucht nach Investoren oder Käufern. Nächste Seite: Apple im Visier?

Apple im Visier?

Der neuste Streich: Mittlerweile gilt es als sicher, dass Amazon im September oder Oktober ein eigenes Tablet lancieren wird. Amazon plant dabei, sein Tablet zu einem Preis anzubieten, der deutlich unterhalb eines iPads liegt. «Wir wollen nichts mit der Hardware verdienen», so Brezos, «HPs Touchpad wurde für einen Preis von 399 Dollar vom Markt nicht angenommen. Erst zum Preis von 99 Dollar gab es eine lebhaftere Nachfrage.» Entsprechend macht ein Preis von rund 250 Dollar für das Gerät die Runde. Amazon zielt auf den Service. Denn der Onlinehändler liefert für den «Kindle», so soll der iPad-Killer heissen, nicht nur einen Android-Shop mit einer bewährten Cloud-Infrastruktur. Mit dem Paket aus Hardware, Software und Services inklusive Angeboten bindet er die Nutzer auf längere Sicht.
Harald Schodl



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