Bürotipps 31.03.2014, 16:53 Uhr

Umgang mit Giftzwergen, Cholerikern und Nervensägen

Cholerische Chefs, intrigante Kollegen und nörgelnde Ehepartner können einem das Leben zur Hölle machen. Aber es gibt wirksame Gegenstrategien: So vergiften Sie den Giftzwerg und bremsen den Choleriker.
Büro ist Krieg. Wer Kollegen hat, braucht keine Feinde mehr. Solche Sprüche hört man in deutschen Büros häufiger, in Schweizer Offices etwas seltener. Denn Schweizer sind in der Regel die höflicheren Menschen. Die Strategien aber ähneln sich. Ein cholerischer Chef, eine intrigante Kollegin vergiften nicht nur die Arbeitsatmosphäre, sondern kosten der Firma, wo sie arbeiten, bares Geld. Die Produktivität sinkt, die Qualität leidet. Die Personaltrainerin Susanne Gopalan unterscheidet zwischen 7 schwierigen Charakteren, und hat ihre Reaktionsmuster analysiert: 1. Nervensäge: «Muss ich mir das jetzt NOCH MAL anhören?» Sie zögert wichtige Entscheidungen lange hinaus und beschwert sich gerne über die misslichen Umstände in der Firma. In jeder Nervensäge steckt auch eine gehörige Portion Faulpelz. Sie lamentiert lieber, als kräftig anzupacken. Mögliche Gegenmassnahme: Klare Zielvereinbarungen treffen. 2. Angsthase: «Ich kann nicht so einfach JA sagen.» Er bezieht keine Stellung und sagt nicht, was er denkt. Der Angsthase hasst vor allem eins: Sich festzulegen, sich verbindlich zu comitten. Denn am gegebenen Versprechen könnte man ihn ja später messen. Niemand weiss, woran man mit ihm ist. Der Grund liegt im mangelnden Selbstvertrauen in die eigene Leistungsfähigkeit. Tipps für Chefs: Bauen Sie den Angsthasen durch Erfolgserlebnisse langsam auf. Nächste Seite: Choleriker, Giftzwerg und Machtmensch 3. Choleriker: «Sie sind doch völlig INKOMPETENT!» Er schreit alles nieder, was ihm in den Weg kommt oder was ihm auf seinem Weg zum Ziel hinderlich erscheint. Choleriker haben keine Skrupel, andere fertig zu machen. Ein gewisser Mangel an Einfühlungsvermögen hilft ihnen dabei. Gegenmassnahme: Möglichst sachlich bleiben und sich nicht provozieren lassen. 4. Giftzwerg: «Tja, da haben Sie aber einen riesige BLÖDSINN gemacht» Der Giftzwerg ist Experte darin, subtile Hinterhalte zu legen, um damit sein Gegenüber blosszustellen und zu verletzen. Der Grund dafür könnte in schlimmen Kindheitserfahrungen liegen. Giftzwerge sind früher selbst so behandelt worden und verfahren heute nach der Devise: Was Du nicht willst, was man dir tut, das füge nun allen anderen zu. Manche Giftzwerge haben aber auch einfach nur Spass daran. Gegen diese Variante hilft Gegengift. Vergiften Sie den Giftzwerg. 5. Machtmensch: «ICH sage Ihnen jetzt, wie das gemacht wird» Er weiss alles besser und macht selbst immer alles richtig. Kleine Fehler und Unklarheiten sind ihm ein Gräuel, das er erbarmungslos ahndet. Machtmenschen sind Perfektionisten, wollen die Welt verändern und für sich den unbedingten Erfolg. Nur verlieren sie dabei den Anderen aus den Augen. Tipp: Konfrontieren Sie den Machtmenschen mit einem anderen Machtmenschen. Nächste Seite: Besserwisser und Jammerer 6. Besserwisser: «Schalten Sie doch zuerst Ihr GEHIRN ein, bevor Sie den MUND aufmachen» Sie sprechen mit einer verblüffenden Selbstverständlichkeit von Dingen, von denen sie im Grunde keine Ahnung haben, und täuschen dadurch oft andere. Schwierig wird es, wenn Besserwisser, doch ausnahmsweise einmal recht haben. Dann trumpfen sie ganz gross auf. In allen anderen Fällen hilft ruhiges, sachliches Argumentieren. 7. Jammerer: «Das hat doch noch NIE funktioniert» Weiss immer sofort, warum etwas unter keinen Umständen funktionieren kann. Jammerer sind eine ständige Quelle von Hoffnungslosigkeit und Opfersein. Tipps für Chefs: Verschaffen Sie dem Jammerer persönliche Erfolgserlebnisse, und geben Sie nicht zu früh auf. Die Therapie eines Jammerers dauert Jahre, der Erfolg ist ungewiss. Nächste Seite: Strategien gegen schwierige Charaktere Die Personaltrainerin Susanne Gopalan spricht in ihren Seminaren von Energievampiren. Schwierige Kunden, nörgelnde Kollegen, cholerische Chefs und misslaunige Ehepartner fallen in diese Kategorie Mensch. Einen Energievampir erkenne man an der eigenen Reaktion, meint Gopalan. Wer sich zum Beispiel nach einem Meeting wie ausgesogen fühle, habe das Negative des Gesprächspartners in sich aufgenommen, anstatt auf das Positive zu reagieren.

Die drei F's: Fight, Flight und Freeze

Die hohe Kunst besteht darin, auch negative Energie positiv für sich zu nutzen, also nicht mit den drei F's: Fight (Kampf), Flight (Flucht) oder Freeze (ängstliches Einfrieren) zu reagieren. Gopalan empfiehlt dafür zwei Basis-Schritte: (1) Die Akzeptanz, dass wir andere nicht ändern könnten und (2) Die Bereitschaft, die Verantwortung für unseren eigenen Gefühlshaushalt zu übernehmen. Wer das kann oder gelernt hat, gestaltet seine eigenen beruflichen und privaten Kontakte zufriedenstellender. Fakt sei aber auch: Der Umgang mit Menschen sei ein nie endender, lebenslanger Prozess. Nehmen wir als Beispiel einen cholerischen Chef, der in das Büro seines Mitarbeiters hereinpoltert und die Beschwerde eines Kunden weitergibt; "Da waren Sie wirklich inkompetent". Der gescholtene Mitarbeiter kann den Vorwurf entweder wortlos akzeptieren (Freeze), dagegen Argumentieren (Fight: Der Kunde ist als ewiger Nörgler bekannt) - oder er kann Reissaus nehmen (Flight: Sorry Chef, dringender Termin). Ein Mitarbeiter im "Flow" aber bleibe relativ unbeeindruckt von den Emotionen des Chefs und trete in einen fragenden Dialog mit ihm ein. In diesem Moment sei der Mitarbeiter neugierig und ihm werde keine Energie geraubt, sagt Gopalan. Nächste Seite: Multivampire, die neuen Draculas

Multivampire, die neuen Draculas

Viele Seminarteilnehmer beschreiben ihre Vorgesetzten, Ehepartner und Kollegen als regelrechte Multivampire. VIele kämpfen und behaupten, es gäbe nichts Gutes an einem cholerischen Chef. Aber wenn sie das Gute an der Energie des Chefs wahrnehmen und beispielsweise seine Durchsetzungskraft akzeptieren, erkennen sie, dass beide Seite weniger Wut aufbauen. Dann müssen sie nicht mehr kämpfen und sind in der Lage, ein anderes Klima zu gestalten. Die Indianer sagen: Gehe in den Mokassins des Anderen, bevor du das Kriegsbeil ausgräbst. "Das ist die Energieumleitung, von der ich spreche", erzählt Gopalan. Wichtig sei aber auch zu erkennen, dass man nicht jedes Verhalten ändern könne. Als Trost für den dergestalt unreparabel Verhaltensgeschädigten bleibt: Wer eine Macke hat, kann auch lernen, sie gut zu verkaufen, sie sinnvoll für sich und andere einzusetzen.



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