17.01.2013, 15:06 Uhr

Zuckerbergs Täuschungsmanöver

Der Graph Search von Facebook ist eine gute Idee. Auch wenn man Google damit nicht wirklich gefährlich wird, kann die neue Suche richtig viel Geld einbringen. Wenn keine Fehler begangen werden.
Computerworld-Redaktor Fabian Vogt glaubt, dass die Facebook-Suche ein Erfolg werden kann
Mindestens zweimal hat Mark Zuckerberg während der Prsentation der neuen Facebook-Suche nicht die volle Wahrheit gesagt: Als er sagte «in Zukunft könnte Graph Search als Geschäftsmodell durchaus interessant sein, aber vorerst geht es nur darum unseren Kunden ein besseres Facebook-Erlebnis zu bieten » und bei der Aussage «Graph Search sei kein Google-Konkurrent». Denn selbstverständlich will man mit der neuen Suche in Konkurrenz zu Google treten und natürlich muss man sofort Geld damit verdienen. Mittlerweile weiss die ganze Welt, dass es Facebook bisher nicht geschafft hat, gutes Geld mit seinen Daten zu verdienen. Solange das Unternehmen nicht an der Börse war, konnte dieser Fakt noch kaschiert werden, doch der Markt ist ehrlich und hat die Schwächen des Social Networks gnadenlos offengelegt. Darum ist das neue Produkt ein Schritt nach vorne und die beste Neuheit, welche Facebook präsentieren konnte, in jedem Fall deutlich erfolgversprechender als ein eigenes Handy.  Denn während der Smartphone-Markt von zwei Grossen dominiert wird und ziemlich übersättigt ist, ist das Geschäft mit den Suchmaschinen beinahe Brachland. Zwar gibt es einen Quasi-Monopolisten, doch noch hat der Online-Werbemarkt Luft nach oben - und trotzdem hat Google im letzten Jahr 13 Milliarden Dollar mit Such-Ads umgesetzt. Das waren damals 75 Prozent des Marktes, selbst wenn Facebook von Google keinen eiznigen Prozentpunkt abgreifen kann, ist also grosses Potential vorhanden. Die Frage ist natürlich, ob die Werber sich auch für die Facebook-Suche interessieren, die ja innerhalb eines geschlossenen Netzwerks operiert. Anzunehmen ist das aber, denn beispielsweise verlor Yelp, die ähnlich funktionieren wie der neue Graph Search, sieben Prozent nach der Ankündigung des Social-Media-Giganten. Die Börse glaubt also daran, dass konkurrierende Angebote schnell von Facebook ausgestochen werden. Bei der ihnen zur Verfügung stehenden Masse an Daten ? 1 Milliarde User und 240 Milliarden Fotos ? keine gewagte Prognose.  Die Idee von Facebook kann also erfolgreich sein, auch wenn sich das im Aktienkurs bisher nicht zeigt. Unklar bleibt, wie die Nutzer reagieren, wenn beispielsweise bei der Suche nach einem Restaurant in New York zuerst zehn gekaufte Ads auftauchen, mit Lokalen die kein Freund empfehlen würde.   Das würde langfristig schädlich sein für die Suchmaschine, denn auch wenn bei Zuckerberg die Zufriedenheit der Nutzer nicht an erster Stelle steht, für den Erfolg eines Sozialen Netzwerks sind die User das A + O. Aber der Mann ist ja nicht dumm, ihm wird etwas einfallen, die Nutzer die Suche benutzen zu lassen. Wenn er dafür ab und an Spielraum zur Interpretation seiner Antworten lässt, ist das völlig legitim.



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