ERP-Praxis 23.10.2014, 07:00 Uhr

Fiori macht SAP benutzerfreundlich

Fiori macht SAP-Systeme bedienfreundlich und mobil. Für Anwender wird's einfacher. Entwickler sollten jedoch einige «Goldene Regeln» beherzigen.
SAP Fiori stellt die am häufigsten genutzten Funktionen der SAP Business Suite, die sonst in klassischen ERP-Systemen gespeichert sind, mobil oder am Desktop bereit. Derzeit gibt es bereits über 300 SAP Fiori Apps, mit denen Nutzer in wenigen Klicks zum Beispiel Abwesenheitsanträge, Bestellungen oder die Zeiterfassung anlegen und genehmigen können - weitere Anwendungen werden folgen. Da jede App intuitiv bedienbar ist, sind weder Schulungen noch SAP-Kenntnisse erforderlich, um damit zu arbeiten.

Vordefiniertes Rollenkonzept

Mit SAP Fiori erhalten Manager und Mitarbeiter vereinfachten Zugriff auf Funktionen des betrieblichen Alltags von unterwegs - unabhängig, ob mit Smartphone oder Tablet. Sie arbeiten produktiver und sparen Arbeitszeit ein, weil sie bestimmte Routineaufgaben während Wartezeiten oder Dienstreisen erledigen können. Mit der Verwendung vordefinierter Rollen und Berechtigungen legen Unternehmen fest, auf welche Apps und Daten ein Nutzer zugreifen darf: Dazu stellt SAP Fiori vier Rollen zur Verfügung: Manager, Angestellte, Vertriebsmitarbeiter und Einkäufer.

Zentraler Einstieg mit Launchpad

Zentrale Einstiegsplattform ist das SAP Fiori Launchpad, von dem die Nutzer über so genannte "Kacheln" auf die Apps zugreifen. Das Launchpad umfasst Services für die Navigation, die Personalisierung, Suche sowie das Single Sign-On. Alle "Kacheln" sind flexibel angeordnet und können an die individuellen Bedürfnisse eines Unternehmens angepasst werden. So ist es zum Beispiel möglich, die Suchfunktion zu verwenden, um Business-Objekte und weitere Apps ausfindig zu machen. Die Apps orientieren sich an den wichtigsten und gebräuchlichsten Aktivitäten und werden auf die persönlichen Bedürfnisse und Arbeitsweisen der Nutzer zugeschnitten. Darüber hinaus unterstützen sie jede beliebige Arbeitsweise - jederzeit und überall. Durch ihre Kohärenz ist ein effizientes, nahtloses Arbeiten möglich.
SAP Fiori Apps: Vorteile auf einen Blick
  • Jede App ist intuitiv bedienbar, deshalb sind keine Schulungen oder spezifische SAP-Kenntnisse notwendig.
  • Fiori ist ein schneller und kostengünstiger Startpunkt für eine mobile IT-Strategie.
  • Fiori Apps erhöhen die Produktivität von Mitarbeitern und sparen Arbeitszeit ein.
  • Die Apps wurden in HTML 5 entwickelt und sind somit plattformübergreifend nutzbar.
  • Alle Anwendungen folgen den Responsive-Design-Prinzipien: Die Oberfläche passt sich an die Grösse der verschiedenen Plattformen an und sieht auf Smartphones, Tablets und Desktops ähnlich aus.

Flexible Responsive-Design-Oberfläche

Die Entwicklung der gesamten SAP Fiori-Benutzeroberfläche basiert auf innovativen Technologien, wie HTML5 und SAP UI5 für mobile Endgeräte. Die Apps sind somit plattformübergreifend nutzbar und erlauben Mitarbeitern den Zugriff auf die aktuelle Version der Backend-Daten mit OData-Services. Da alle Apps den Responsive-Design-Prinzipien folgen, passt sich die Oberfläche an die Grösse der verschiedenen Plattformen an und sieht auf Smartphones, Tablets und Desktops sehr ähnlich aus. Das Lizenzkostenmodell ist nutzerabhängig. Nächste Seite: Die drei App-Typen, und wie man davon profitiert

Die drei App-Typen: Transaktional, analytisch und Infoblätter

SAP Fiori umfasst drei Typen von Apps, die sich durch ihren Schwerpunkt und die Anforderungen an die Infrastruktur unterscheiden:
  1. Transaktionale Apps
  2. Infoblätter
  3. Analytische Apps

1. Transaktionale Apps

Mit diesen Apps können transaktionale Aufgaben ausgeführt werden - zum Beispiel das Anlegen eines Abwesenheitsantrags für einen Mitarbeiter. Transaktionale Apps stellen vereinfachte Sichten von vorhandenen Geschäftsprozessen und Lösungen dar. Die optimale Basis für diesen App-Typ ist SAP HANA aufgrund der hohen Verarbeitungsgeschwindigkeit, jedoch ist auch jede andere Datenbank geeignet, wenn sie nur ausreichend Leistung bietet.
Systemlandschaft für transaktionale Apps
Bei transaktionalen Apps enthält der ABAP-Frontend-Server die Benutzeroberfläche mit den spezifischen Komponenten für die Produkte, zum Beispiel ERP Financials (ERP FIN), Customer Relationship Management (CRM) oder Supply Chain Management (SCM), sowie die Infrastrukturkomponenten. Die Infrastruktur umfasst die zentrale User Interface-Komponente. Die Frontend-Komponenten haben über eine vertrauenswürdige RFC-Verbindung Zugriff auf den ABAP-Backend-Server, auf dem sich die Geschäftslogik befindet. Eingesetzt werden kann für die transaktionalen Apps SAP HANA oder jede andere beliebige Datenbank. Der Zugriff auf die Datenbank erfolgt über den Backend-Server.

2.Infoblätter

Die Infoblätter-Apps zeigen kontextbezogene Informationen und die wichtigsten Aspekte von zentralen Objekten an, die im Rahmen der jeweiligen Geschäftsvorgänge verwendet werden. Ausgehend von den "Kacheln" können Drilldowns durchgeführt und detaillierte Informationen angezeigt werden. Ebenso ist es möglich, von einem Infoblatt zu den zugehörigen Infoblättern zu navigieren, in einem realen Geschäftsvorfall beispielsweise von einem Beleg zum zugehörigen Geschäftspartner oder zu den Stammdaten. So können die Infoblätter aus den im Launchpad angezeigten Suchergebnissen, aus anderen Infoblättern oder aus transaktionalen oder analytischen Apps abgerufen werden. Infoblätter bieten die Möglichkeit, Transaktionen zu starten, indem zu transaktionalen Apps navigiert oder direkt auf das Backend-System zugegriffen wird. So kann beispielsweise von einem Infoblatt auf einen Beleg zugegriffen werden, um die Details zum Beleg anzuzeigen oder den Beleg zu bearbeiten. Einige Infoblätter sind mit einer Funktion zur Integration einer geografischen Karte ausgestattet.
Systemlandschaft für Infoblätter
Die angezeigten Daten werden aus der SAP HANA-Datenbank aufgerufen, hauptsächlich mithilfe von Suchmodellen. Infoblätter können nur auf Basis einer SAP HANA-Datenbank ausgeführt werden. Die zentrale Benutzeroberfläche enthält zum Beispiel die SAP UI5 Control Library und das SAP Fiori Launchpad. Der Frontend-Server hat ausserdem über eine vertrauenswürdige RFC-Verbindung Lesezugriff auf den ABAP-Backend-Server. Der ABAP-Backend-Server enthält die SAP Business Suite mit der Geschäftslogik, den Suchmodellen, den OData-Services und dem Modell-Provider.

3. Analytische Apps

Die analytischen Apps sammeln Kennzahlen und zeigen sie im Browser an. Auf diese Weise entsteht ein rollenbasierter Einblick in die Echtzeitvorgänge eines Unternehmens. Die analytischen Apps kombinieren die Daten und analytischen Fähigkeiten von SAP HANA mit den Integrations- und Interfacekomponenten der SAP Business Suite. Sie liefern Echtzeitinformationen mit grossem Datenvolumen in einer vereinfachten Oberfläche, die zur Unternehmenssteuerung dienen. Mit analytischen Apps können die wichtigsten Key Performance Indikatoren (KPIs) genau und in Echtzeit überwacht werden. Dadurch ist es einem Unternehmen möglich, unmittelbar auf veränderte Marktbedingungen oder Vorgänge zu reagieren.
Systemlandschaft für analytische Apps
Bei analytischen Apps enthält der ABAP-Frontend-Server die Benutzeroberfläche mit der Infrastruktur und den spezifischen UI-Komponenten für die verwendeten Produkte (z.B. ERP FIN, CRM oder SCM). Die Infrastruktur umfasst ein SAP Gateway-System mit OData-Fähigkeit sowie die zentrale UI-Komponente mit der SAP UI5 Control Library und dem SAP Fiori Launchpad. Die Frontend-Komponenten haben über eine vertrauenswürdige RFC-Verbindung Zugriff auf den ABAP-Backend-Server, auf dem sich die Geschäftslogik befindet. Die zugrunde liegende Datenbank kann nur SAP HANA sein. SAP HANA XS enthält zudem den Inhalt der SAP Fiori Apps für die verschiedenen Business-Suite-Produkte, den KPI-Modeler, die generische Drill-Down-App sowie den wiederverwendbaren Inhalt des virtuellen Datenmodells (VDM). Über SAP Web Dispatcher werden HTTPS-Requests an das System übermittelt. Der SAP Web Dispatcher wählt den geeigneten Server für HTTPS-Requests aus, zum Beispiel für die OData-Aufrufe an den ABAP-Frontend-Server oder SAP HANA XS. Nächste Seite: Die fünf Prinzipien der Entwicklung

Fiori-Installation und «Fiori-like» Apps

Beim Installieren aller drei Arten von Apps sollten die Frontend-Komponenten mit der Benutzeroberfläche von den Backend-Komponenten mit den Backend-Daten getrennt werden. Der Zugriff auf alle SAP Fiori Apps erfolgt intern über das Intranet. Auf transaktionale Apps kann ausserdem extern über das Internet zugegriffen werden. Für Infoblätter und analytische Apps empfiehlt sich der SAP Web Dispatcher als Reverse-Proxy-Server. Über die vorhandenen SAP Fiori Apps hinaus können weitere "Fiori-like" Apps entwickelt werden, die auf die individuellen Bedürfnisse von Kunden zugeschnitten sind. Diese "Fiori-like" Apps können auch Funktionen enthalten, die über die Grundfunktionen der SAP Fiori Apps hinausgehen.
Fünf Prinzipien für die Entwicklung
Darstellung und Funktionen einer App sind rollenbasiert:
  1. Jeder Nutzer erhält nur das, was er benötigt.
  2. Jede App ist schnell zugänglich - von jedem Gerät aus und an jedem Ort.
  3. Die Apps sind einfach in der Bedienung: Der Fokus liegt auf wenigen wichtigen Hauptfunktionen pro View.
  4. Die Apps sind kohärent im Design - sowohl was die Bedienung als auch die Darstellung angeht.
  5. Die Apps müssen mobil nutzbar und intuitiv bedienbar sein.

Einheitliches Oberflächendesign

Durch die Verwendung des Model-View-Controller-Konzepts lässt sich in der App-Neuentwicklung eine saubere Trennung von Layout und Steuerungslogik erreichen. Zur Implementierung des Custom-Layouts der Neuentwicklungen wird die SAP UI5 Control Library genutzt, die verschiedenste Elemente zur Navigation, Bedienung und Datendarstellung bietet. Somit wird auch dasselbe einheitliche Oberflächendesign der SAP Fiori Apps erreicht - inklusive der intuitiven Bedienbarkeit der Apps. Ausserdem können die Apps dadurch auch schnell plattformübergreifend nutzbar gemacht werden. Die Steuerungslogik ist frei in JavaScript programmierbar und kann entweder nur einen geringen Umfang haben, wie zum Beispiel die Navigation unter Berücksichtigung verschiedener Selektionen. Oder sie kann selbst komplexe Berechnungen auf den Daten durchführen, etwa um das Backend zu entlasten. Das Datenmodell wird durch Datenservices bereitgestellt, die auch bereits vorhandene SAP-Backend-Funktionen, wie RFC, BAPI, oder Business Objects, konsumieren können. Durch die Formalisierung der Prozesse und die Nutzung von Standardbibliotheken zur Entwicklung lassen sich auch komplexe Prozesse eines Unternehmens schnell in einer App abbilden.


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