Eidgenössische Diplome 02.02.2015, 10:21 Uhr

grosser Vorteil am Arbeitsmarkt

Höhere Fachprüfungen bieten Berufsleuten den Zugang zur Tertiärstufe B des Schweizer Bildungssystems. Die praxisbezogenen Ausbildungen bieten eine fachliche Vertiefung und Spezialisierung und bereiten die Absolventen zudem auf die Leitung eines Unternehmens vor.
Zurzeit wird auch in Tageszeitungen wieder über den Nutzen dieser Ausbildungsform und deren Chancen am Arbeitsmarkt diskutiert. In diesem Beitrag werden die Stärken dieses Ausbildungswegs betrachtet. Wer die Voraussetzungen (eidgenössisches Fähigkeitszeugnis und mehrjährige Praxiskenntnis in der jeweiligen Berufsrichtung) erfüllt, kann sich bei einem Bildungsanbieter auf die höhere Fachprüfung vorbereiten. Als Prüfungsträger ist der jeweilige Branchenverband um eine Prüfungsordnung besorgt. Diese regelt die Zulassungsbedingungen, das Berufsprofil, die zu erreichenden Kompetenzen, das Qualifikationsverfahren und den gesetzlich geschützten Titel. Diese Prüfungsordnung wird jeweils dem Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation SBFI zur Genehmigung vorgelegt.

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Digicomp bietet zum Beispiel den Lehrgang zum eidgenssisch diplomierten ICT Manager an. Prüfungsträger, und somit verantwortlich für die Durchführung der Prüfung und Ausstellung der Diplome, ist hier der Branchenverband ICT Berufsbildung. Sämtliche Voraussetzungen zum Lehrgang finden Sie hier. Ebenso finden Sie bei Digicomp den eidgenssisch diplomierten Web Project Manager, der von der simsa vergeben wird.
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 Wir haben mit Sandra Fickel, Geschäftsführerin dualstark, über die Vorteile der höheren Berufsbildung in der Schweiz gesprochen.
Frau Fickel, wo sehen Sie den konkreten Mehrwert der höheren Berufsbildung?
Die Höhere Berufsbildung (HBB), in ihrer Breite und Vielfalt wohl international einmalig, ist ein bewährtes System der beruflichen Weiterqualifizierung. Der Mehrwert der Berufsprüfungen mit eidgenössischem Fachausweis und der höheren Fachprüfungen mit eidgenössischem Diplom liegt vor allem im sehr hohen Praxisbezug sowie in der Nähe zum Arbeitsmarkt.
Konkret werden die Qualifikationen durch die Branchen selbst definiert, die damit einen Standard für das Anforderungsniveau speziell für ihre Branche bestimmen können. Der Hauptvorteil ist damit, dass die jeweilige Branche hinter den Abschlüssen steht.
Wo liegen die Hauptunterschiede zwischen den höheren Fachprüfungen und anderen berufsbegleitenden Weiterbildungen wie CAS, DAS und MAS?
Während Weiterbildungen wie CAS, DAS oder MAS Produkte von Bildungsanbietern und -institutionen sind, die nicht schweizweit definiert und deren Qualitätsstandards nicht schweizweit einheitlich und verbindlich sind, ist dies bei den Höheren Fachprüfungen der Fall. Es sind eidgenössische Abschlüsse, deren anerkanntes Berufsbild von der Branche definiert wurde und für die gesamte Schweiz verbindlich ist. Vor allem in gut funktionierenden Branchen ist so eine hohe Akzeptanz der Abschlüsse und der Absolventen durch die Arbeitgeber gewährleistet. Die klare Trennung von Ausbildung und Prüfung und die eidgenössisch einheitliche Prüfung, durchgeführt vom Prüfungsträger und unabhängig von den Bildungsanbietern, ist damit auch ein Gütesiegel für die Qualität der Prüfungen. In der Tendenz sind die Durchfallquoten bei eidgenössischen Prüfungen deshalb höher als bei Abschlüssen, die von Bildungsinstitutionen selbst definiert und geprüft werden.
Wie schätzen Sie die Chancen auf dem Arbeitsmarkt für einen Arbeitnehmer mit eidgenössischem Diplom?
Die Abschlüsse sind gut positioniert und geniessen hohe Akzeptanz im Arbeitsmarkt. Die hoch qualifizierten Berufsleute sind gefragt und ihre Chancen sind gut. Experten gehen davon aus, dass die Bildungsrendite für die Höhere Berufsbildung sogar höher liegt als für Absolventen der Tertiärstufe A. Gerade in den letzten Tagen und Wochen gab es dazu auch einige Publikationen in Tageszeitungen.
Lesen Sie mehr dazu im Artikel 9000 Franken Lohn mit Lehre und Fachhochschule vom 11.1.2015 im Tagesanzeiger.
Wie können die höheren Fachprüfungen noch attraktiver gemacht werden?
Hier gilt es, die Vorteile der grossen Arbeitsmarktnähe zu erhalten und zu stärken. Auch müssen die Prüfungen stets à jour gehalten und an die Entwicklungen des Berufsbilds und des Arbeitsmarkts der jeweiligen Branche zeitnah adaptiert werden. Dies ist eine Herausforderung für die jeweiligen Prüfungsträger. Gerade in hochdynamischen Branchen wie der ICT, in denen die Entwicklungen sehr schnell voranschreiten.
Auch das vom Bundesrat verabschiedete Massnahmenpaket zur Stärkung der HBB kann hierzu einen Beitrag leisten. Der Bund macht sich seit letztem Jahr, dem Jahr der Berufsbildung, noch mehr als früher stark für eine bessere Positionierung der HBB. Dies zum Beispiel durch bessere Vergleichbarkeit nationaler und internationaler Abschlüsse (Stichwort NQR) sowie bessere Titelübersetzungen für die internationale Anerkennung. Auch die bessere Finanzierung der HBB durch die geplanten direkten Bundesbeiträge für Teilnehmende an Vorbereitungskursen für eidgenössische Prüfungen ist hier zu nennen. Die Verbesserung der Finanzierung sollte auch zur erleichterten Vereinbarkeit von Beruf, berufsbegleitender Weiterbildung, Familie und Privatleben und damit wiederum zur Stärkung der Attraktivität der HBB beitragen.
Wie wichtig ist die internationale Vergleichbarkeit der Diplome (Stichwort NQR/EQR)? Können Sie hier etwas zum aktuellen Stand sagen?
Die internationale Vergleichbarkeit ist im Hinblick auf die zunehmende Mobilität der Berufsleute von grosser Bedeutung, ebenso aber im Inland, da längst nicht alle Personalchefs das Schweizer Bildungssystem und die HBB gut kennen.
Die Einführung des NQR ist offiziell erfolgt, es ist jetzt an den Prüfungsträgern, hier einen Vorschlag für die Einstufung ihrer Abschlüsse einzureichen, der dann von unabhängiger Stelle validiert wird. In letzter Instanz wird vom zuständigen Staatssekretariat (SBFI) über die Einstufung entschieden.

Der Nationale Qualifikationsarahmen (NQR)

Mit dem Nationalen Qualifikationsrahmen (NQR) besteht seit Oktober 2014 ein Instrument, um nationale Abschlüsse der Höheren Berufsbildung mit europäischen sowie akademischen Abschlüssen vergleichbar zu machen. Dies geschieht durch die Einstufung sämtlicher Abschlüsse in 8 Niveaus: Voraussichtlich werden Fachausweise in den Niveaus 5 bis 6 und die Höheren Fachprüfungen (Diplome) in den Stufen 7 bis 8 eingestuft. Die Einstufung erfolgt in den nächsten Jahren und muss durch die jeweilige Trägerschaft der Abschlüsse vorgenommen werden. Die offizielle Validierung und Einstufung geschieht durch das zuständige SBFI. Weitere Infos: www.nqr-berufsbildung.ch
 
Über Sandra Fickel
Sandra Fickel ist seit 2012 Geschäftsführerin der Dachkonferenz dualstark ? Konferenz der Berufs- und höheren Fachprüfungen sowie Mitglied der Geschäftsleitung des Kaufmännischen Verbands. Vorher war sie sechs Jahre Geschäftsführerin der Klett Akademie in Zürich, einem Bildungsanbieter für die flexible Weiterbildung im Fernunterricht.
Über dualstark
dualstark vertritt seit 2008 die Interessen der Höheren Berufsbildung und engagiert sich für die Stärkung und Positionierung insbesondere der Berufs- und höheren Fachprüfungen auf dem schweizerischen und internationalen Bildungs- und Arbeitsmarkt. Ein erfolgreicher Abschluss wird mit dem eidgenössischen Diplom ausgezeichnet und berechtigt den Absolventen den geschützten Titel «eidgenössisch diplomierte(r)» (eidg. dipl.) zu verwenden.


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