Cloud Office 21.01.2011, 15:14 Uhr

Oracle tritt gegen Google an

Von Oracle bekommen Unternehmen ab sofort nicht nur Business-Software geliefert, sondern auch ein Büropaket. Das ist entweder lokal installiert oder kommt aus der Cloud.
Cloud Office läuft auf dem Desktop, im Browser und auf dem Handy
Oracles Cloud Office 1.0 und Open Office 3.3 sind zwei separate Bürosuiten, die eigenständig voll operabel, aber auch gemeinsam nutzbar sind. Cloud Office besitzt indes einen erheblich reduzierten Funktionsumfang im Vergleich mit Open Office – aber auch mit Googles Wettbewerbsprodukt. Produktmanager Harald Behnke führt an, dass Cloud Office allerdings auch für das Arbeiten auf mobilen Endgeräten wie dem iPad und dem iPhone geeignet sei. «In Kombination mit Open Office bietet Cloud Office die Integration von Desktop, Cloud und Mobile. Google kann das nicht bieten, Microsoft schon», skizziert Behnke das Marktumfeld.

Zusammenarbeit in Echtzeit

Reduzierter Funktionsumfang heisst nicht, dass Cloud Office für den Arbeitsalltag unbrauchbar wäre. Anwendungen für Textverarbeitung, Tabellenkalkulation und Präsentationen sind vorhanden, die häufig verwendete Manipulationen an Dokumenten zulassen. Daten lassen sich entweder ins Cloud Office hochladen – dafür liefert Oracle einen Dateimanager im Browser mit – oder lokal per WebDAV einbinden. Cloud Office bringt Online-Funktionen wie das Veröffentlichen von Dokumenten per Skript auf der eigenen Webseite oder das Präsentieren via Zeitsteuerung mit. Das gemeinsame Bearbeiten von Inhalten mit Nachverfolgen von Änderungen in Echtzeit fehlt in der aktuellen Ausbaustufe von Cloud Office noch. Google bietet dieses Feature schon seit Jahren. Oracle-Nutzer müssen sich noch mit dem gleichzeitigen Betrachten von Dokumenten begnügen. Auf der Folgeseite lesen Sie, wie sich Oracle von der Konkurrenz abheben will.

Offen für übrige Office-Welt

Bei Erweiterungen von Cloud Office setzt Oracle auf offene Standards. Via Schnittstellen lassen sich etwa Applikationen von Drittherstellern einbinden. Eine fixfertige Verbindung zu den Business-Produkten aus dem eigenen Haus ist aber noch nicht verfügbar. Diese bringt zurzeit nur Open Office mit, Oracles Variante von Suns StarOffice. Auch hier biete das Unternehmen zwar offene Schnittstellen an, die Integration von Oracle-Anwendungen unterscheide aber sich durch die tiefere Einbindung, erklärt Michael Bemmer, Chef der Oracle Office Global Business Unit. Cloud Office fehlt – genau wie Open Office – eine eigene PIM-Lösung (Personal Information Manager). «Unser Ziel ist jedoch, mit den Collaboration-Funktionen von Cloud Office die E-Mail-Kommunikation über Inhalte so weit wie möglich einzudämmen», sagt Produktmanager Behnke. Unternehmen, die nicht auf eine PIM-Applikation verzichten können oder möchten, haben etwa via IMAP für E-Mail und CalDAV für Kalenderdaten Möglichkeiten, einen Client in die Abstimmungsprozesse einzubinden.

Kampfpreis zum Marktstart

Der grösste Unterschied zu den Wettbewerberprodukten besteht im Preis: Cloud Office kostet in einem Fünf-Jahres-Abo 72 Franken pro Nutzer, wobei 22,59 Franken jährliche Wartungsgebühren hinzukommen. Auf Googles Preisplan mit 50 Franken pro Arbeitsplatz und Jahr umgerechnet stehen bei Oracle rund 37 Franken auf der Rechnung. Microsoft setzt für die Office Web Apps in Unternehmen SharePoint Online aus dem Office 365 voraus. Für 100 Mitarbeiter berechnet Microsoft8868 Franken pro Jahr – das sind 88,86 Franken pro Arbeitsplatz. Wie bei Google und Microsoft steht es Interessenten am Cloud Office frei, die Software von extern zu beziehen oder auf den eigenen Servern zu installieren. Bei der Provider-Version sind laut Oracle-Produktmanager Behnke auch Modelle denkbar, die heute schon bei kostenpflichtigen E-Mail-Services im Betrieb sind: Der Dienstleister vermietet Cloud Office als zusätzliches Angebot an seine Kunden. «Aufgrund der grösseren Benutzerzahlen sind dann natürlich ganz andere Preise realisierbar», so Behnke. Vereinbarungen mit Providern hierzulande gäbe es aber noch nicht.


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