24.06.2011, 09:18 Uhr

Neue Fundgrube für Microsoft-Entwickler

Das Visual-Studio-Ökosystem wächst. Der neuste Spross ist ein Code-Repository mit dem vielversprechenden Namen All-In-One Code Framework.
Entwickler lernen am besten an Beispielen. Diese Herangehensweise kommt dem typischen Arbeitsablauf entgegen, der oft darin besteht, sich kurzfristig in eine neue Thematik einarbeiten zu müssen. MVVM bei WPF, XNA mit Silverlight oder Code First bei Entity Framework, beinahe im Monatsrhythmus kommen neue Themen hinzu, bei denen Entwickler beurteilen müssen, ob sie für ihre Projekte geeignet sind. Ihre erste Anlaufstelle ist die MSDN-Library, in der das alles irgendwo beschrieben ist. Sie wächst und wächst. Allerdings glänzt die Bibliothek nicht gerade durch leichte Zugänglichkeit – insbesondere bei neuen Themen. Ihr grösstes Manko ist das Fehlen von praktischen Beispielen. Mit dem neuen «All-In-One Code Framework» des Microsoft Community Teams in Redmond soll dieses Defizit adressiert werden. Anders als der Name vermuten lässt, verbirgt sich dahinter kein weiteres Framework, sondern lediglich eine Sammlung von Beispielprogrammen (Samples) sowie eine Zusammenstellung von Coding-Guidelines für C++- und .NET-Entwickler in Form eines knapp 80 Seiten langen Word-Dokuments. Die Startseite für die Code-Samples ist das CodePlex-Portal. Hier stehen die Samples – sowohl nach Kategorien unterteilt und als Gesamtpaket – zum Download bereit. Der grösste Download ist das 50-MByte-Archiv «All-In-One Code Framework.zip». Es enthält derzeit über 600 Beispiele und soll wachsen. Laut den Autoren sind sechs neue Samples pro Woche geplant. Alle Beispiele werden in der Datei «Samples.xml» zusammengefasst, die als Inhaltsverzeichnis fungiert. Die Palette reicht von C++-Beispielen, die Excel automatisieren oder einen COM-Server aktivieren, über VB-Samples, die zeigen wie man ein MVVM-Framework benutzt oder eine Service-Komponente erstellt. Die Themenauswahl orientiert sich dabei weniger an Aktualität, sondern an dem, was von den beteiligten Entwicklern zusammengetragen wurde. Die Themen laufen daher quer Beet durch den grossen Microsoft-Entwicklergarten. Einen Schwerpunkt bilden Beispiele der Kategorie klein und nützlich, die man auch in vielen Blogs und Büchern findet. Nächste Seite: All-In-One Code Framework in der Praxis
Um die Beispiele auf der Portal-Seite leichter auswählen und keine Zip-Archive durchsuchen zu müssen, gibt es auf CodePlex den Sample Browser als WPF-Anwendung. Er bietet eine Suche und eine Möglichkeit, die Samples nach Kategorien unterteilt anzeigen. Einen Zugriff auf das Offline-Verzeichnis bietet er aber nicht. Entsprechend sollten Entwickler, die sich in den Sommerferien auf eine einsame Insel verdrücken wollen, vor der Abreise sicherstellen, dass alle Samples im lokalen Verzeichnis liegen. Eine Übersicht über alle Samples inklusive einer Suche bietet auch PowerShell, die zum Beispiel über den NuGet-Package-Manager in Visual Studio zur Verfügung steht. Ein $Samples = [Xml](Get-Content Samples.xml) lädt den XML-Inhalt der Samples-Datei, die das gesamte Repository beschreibt, in eine Variable. Ein $Samples.Codesamples.CodeSample | Where { $_.ShortName -like "*C++*" } | Select ShortName gibt alle Beispiele aus, in deren Kurzname das Wort «C++» vorkommt. Der Reiz des All-In-One Code Framework liegt darin, dass alle Beispiele an einem Ort zur Verfügung stehen. Der Begriff «Framework» ist allerdings irreführend, da keine Funktionalität hinzugefügt wird, die für die Anwendungsentwicklung genutzt werden könnte. Eine Alternative und Ergänzung zum All-In-One Code Framework ist das MSDN-Portal, wo ebenfalls Beispiele abrufbar sind, und wo Entwickler eigene Beispiele hochladen können. Genau so ist das All-In-One Code Framework keine Einbahnstrasse: Programmierer können Wünsche für Beispiele äussern sowie bei der Auswahl und Beurteilung der eingereichten Samples aktiv werden.
Peter Monadjemi


Das könnte Sie auch interessieren