Microsoft 01.06.2011, 08:18 Uhr

Webseiten automatisch oder manuell

Mit WebMatrix bietet Microsoft ein Werkzeug an, das sich auch an Anwender richtet, die eine Webseite auf der Grundlage eines ASP.NET- oder PHP-Frameworks einrichten möchten.
Der Code-Editor von WebMatrix unterstützt IntelliSense und Syntaxhervorhebung
WebMatrix tönt für manche Leser eventuell vertraut, dabei ist es eine Neuheit dieses Jahres. Der Grund für die mögliche Vertrautheit ist, dass es bereits vor acht Jahren ein «ASP.NET Web Matrix» aus dem Hause Microsoft gab. Die Lösung sollte damals Entwicklern das Erstellen von Web-Anwendungen auf der Basis von ASP.NET 1.0 erleichtern. Das «neue» WebMatrix hat mit seinem Namensvorgänger jedoch nichts zu tun. Es richtet sich auch nicht ausschliesslich an Web-Entwickler, sondern allgemein an Personen, die eine Webseite konfigurieren, modifizieren und unter einem ASP.NET- oder PHP-Webspace veröffentlichen möchten. WebMatrix bringt dafür einige hilfreiche Funktionen mit:
  • Es ist schnell installiert und präsentiert sich als eine kompakte, schnörkellose Anwendung.
  • Der Inhalt einer Webseite kann mit ASP.NET (WebForms), Razor (der mit ASP.NET MVC 3 eingeführten View-Engine) oder auch PHP definiert werden.
  • HTML 5 wird unterstützt.
  • Mit IIS Express und SQL Server Compact sind Webserver und Datenbanksystem integriert.
  • Komponenten wie PHP oder MySQL können – auf Windows-Basis – hinzugefügt werden.
  • Eine Webseite kann via FTP oder WebDeploy veröffentlicht werden – sowohl unter Windows als auch auf LAMP-Systemen.
  • Es enthält Werkzeuge für die Suchmaschinenoptimierung (SEO).
Trotz des grossen Funktionsumfangs lässt sich bei WebMatrix mitnichten alles per Mausklick erledigen. Teilweise ist sogar sehr viel Handarbeit erforderlich – aber auf eine Art und Weise, die auch für Web-Entwickler vertraut sein dürfte, die bislang ausschliesslich mit PHP zu tun hatten. Nächste Seite: ein Werkzeug für alles
Beim Erstellen von Webseiten und Webanwendungen schwören Profis auf vollständige Handarbeit. Sie benötigen lediglich einen Texteditor – maximal mit einer rudimentären Syntaxunterstützung – und verzichten auf WYSIWYG (What You See Is What You Get). Nicht nur bei den Werkzeugen, auch bei den technischen Aspekten herrscht seit Jahren eine bunte Vielfalt. Das Spektrum reicht von statischen HTML-Seiten bis hin zum datenbankbasierten Content Management System (CMS).
WebMatrix soll sowohl die unterschiedlichen Erwartungen als auch Ansprüche an ein Werkzeug zum Erstellen von Webseiten und Webanwendungen unter einen Hut bringen. Es erlaubt das Erstellen einfacher HTML-Seiten genauso wie es Unterstützung für die Konfiguration von Open-Source-Frameworks wie CMS, Blog- und Foren-Systeme bietet. Dabei wendet sich WebMatrix sowohl an Einsteiger als auch an fortgeschrittene Web-Developer. Der Anfänger profitiert von Vorlagen und Assistenten und Berichten, die auf Problemfelder bei der Geschwindigkeit und der Suchmaschinenoptimierung hinweisen. Der fortgeschrittene Web-Entwickler erledigt Standardaufgaben bei der Installation und Konfiguration effizienter als wenn diese Schritte einzeln erledigt werden müssten. WebMatrix bringt einen leistungsfähigen Code-Editor inklusive Syntaxhervorhebung und IntelliSense mit. Integriert sind ferner ein Datenbankeditor, eine Webseiten-Verwaltung und eine Funktion für den Upload der Seiten auf den Webserver. Mit diesen Werkzeugen lassen sich beliebig komplexe Webauftritte umsetzen. Bei der Auswahl einer Technologie, wie HTML, CSS, PHP oder JavaScript, hat der Anwender weitestgehende Freiheit. WebMatrix ist jedoch kein Ersatz für das Produkt Visual Web Developer Express. So fehlen ein WebForms-Designer und IntelliSense für C#- oder VB-Code. Allerdings kann eine WebMatrix-Seite mit Programmcode in Visual Studio 2010 geöffnet und dort weiterentwickelt werden.
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WebMatrix ist auch eine Lösung für alle, die gern auf Handarbeit verzichten und ein fertiges Framework wie DotNetNuke, Drupal, Joomla, Orchard CMS oder WordPress nutzen will. Der sprichwörtliche Blick über den Tellerrand scheiterte in der Vergangenheit allzu oft am hohen administrativen Aufwand, ein Open-Source-Framework zum Laufen zu bringen – von Berührungsängsten mit Themen wie PHP oder Apache einmal abgesehen. Der Einsatz von WebMatrix reduziert diesen Aufwand und der eigenen Experimentierlust kann ungebremst nachgegangen werden. Nach der Auswahl des Frameworks in WebMatrix gelingt die Installation mit Hilfe eines Assistenten. Dank den mitgelieferten IIS Express und SQL Server Compact Edition kann die Webseite oder die Webanwendung noch während der Umsetzung aus WebMatrix heraus gestartet werden.

Fazit: gut ausgestatteter Web-Baukasten

WebMatrix ist ein umfassender Baukasten für das Erstellen professioneller Webseiten und Webanwendungen. Es lässt sich intuitiv bedienen, bietet einen direkten Umgang mit dem Quellcode und ist kostenfrei. Ein weiterer positiver Aspekt ist die Unterstützung einer Vielzahl von Open-Source-Frameworks. Abgerundet wird der Funktionsumfang durch Service-Funktionen wie einer Unterstützung bei der Auswahl des richtigen Hosters für das Veröffentlichen der fertigen Website. WebMatrix berücksichtigt dabei die technischen Voraussetzungen auf der Grundlage des aktuellen Projekts. Interessant ist daneben die Möglichkeit Berichte für eine Suchmaschinenoptimierung zu generieren, um im Ranking in Bing & Co. besser da zu stehen. Ein solcher Bericht fasst auch alle Problemfälle zusammen, die behoben werden sollten. Das Ziel von WebMatrix, alle notwendigen Werkzeuge für das Erstellen und Veröffentlichen einer Website zentral und in einem Programm zusammenzufassen, ist gelungen. Wünschenswert wäre, dass ein Updatemechanismus die Assistenten und Vorlagen der Web-Frameworks aktuell hält. Auf der Seite des Herstellers hat WebMatrix mit www.microsoft.com/webmatrix eine prominente Adresse erhalten. Eine Einführung und technisches Hintergrundwissen vermittelt das Blog von Scott Guthrie.
Peter Monadjemi


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