LightSwitch 05.08.2011, 11:26 Uhr

Business-Apps ohne Handarbeit

Microsofts Visual Studio LightSwitch 2011 könnte die Anwendungsentwicklung nachhaltig verändern. Allerdings wird dies nicht über Nacht geschehen.
LightSwitch verfolgt ein grundlegend neues Konzept in der Microsoft-Welt. Anders als populäre RAD-Werkzeuge (Rapid Application Development) wie das klassische Visual Basic, FoxPro oder Access beginnt der Anwender nicht mit einem leeren Blatt oder einer leeren Datenbank. Ausgangspunkt ist vielmehr ein Modell, das aus Tabellen und vor allem Beziehungen zwischen den Tabellen besteht. Aus dem Datenmodell werden Bildschirme abgeleitet, die man sich als Ansichten auf jene Daten vorstellen kann, die durch das Modell zur Verfügung gestellt werden. Mit den Bildschirmen werden Daten erfasst, editiert oder gesucht. Das Ergebnis ist immer eine Silverlight-Anwendung, die als klassische Drei-Schichten-Anwendung entweder auf dem Desktop, im Intranet (auf IIS Webserver) als auch in der Cloud unter Windows Azure ausführen kann.
Das Datenmodell muss nicht neu angelegt werden, es kann auch aus einer vorhandenen Datenbank abgeleitet werden. Da LightSwitch auf dem Entity Framework basiert, kommen dabei nur jene Datenbanktypen in Frage, für die ein Entity-Framework-Provider installiert wurde. Wer zum Beispiel eine Access-Datenbank einbinden möchte, muss dafür einen WCF-RIA-Dienst implementieren, was mit Visual Studio relativ einfach umsetzbar ist. LightSwitch spricht sowohl den klassischen IT-Professional ohne Programmierkenntnisse wie auch den langjährigen Entwickler an. Für Erstere bietet LightSwitch erstmals seit der Einführung des .NET Framework im Jahr 2002 die Gelegenheit, Geschäftsanwendungen ohne Entwickler-Know-how erfolgreich umsetzen zu können. In der Praxis wird es aber eher so aussehen, dass sich Erfolgserlebnisse ohne minimale Programmierkenntnissen nicht einstellen werden. Der Grund: Keine Geschäftsanwendung kann auf berechnete Felder, spezielle Validierungsregeln oder individuelle Abfragen verzichten, die klassisch mit Visual Basic oder C# programmiert werden. Spätestens an diesem Punkt ist wieder ein gewisses Spezial-Know-how erforderlich. Nächste Seite: kurze Entwicklungszeit  
Auch für professionelle Entwickler ist LightSwitch attraktiv, denn es verkürzt die Entwicklungszeiten deutlich – von mehreren Wochen auf einige Tage oder gar Stunden. LightSwitch wird Entwickler nicht arbeitslos machen. Im Gegenteil. Für viele Entwickler, die nicht auf dem neusten Stand des Microsoft-Stacks sind, ist LightSwitch ideal, denn sie können ihr Know-how und ihre Fähigkeit Prozessabläufe auf eine Programmlogik abzubilden unter dem neuen Werkzeug produktiv einsetzen. Das Ergebnis ist immer eine Geschäftsanwendung, die auf einem soliden Fundament aufsetzt. LightSwitch könnte daher auch für die Generation der Cobol-Programmierer attraktiv sein, die sich noch zu jung fühlen, um in den Ruhestand zu gehen, aber nicht mehr bereit sind, sich von Grund auf mit dem .NET Framework in dem Umfang vertraut zu machen, dass sie damit produktiv arbeiten könnten.

Pivot als mögliche Killer-App

Microsoft setzt auch bei LightSwitch auf sein Partnermodell. Zur Markteinführung stellten zahlreiche Firmen LightSwitch-Erweiterungen bereit. Neben den Controls, die im Lieferumfang fehlen, und verschiedenen Designs, die die nüchterne Standard-Optik auflockern, ist eine Erweiterung von Component One vielversprechend: OLAP for LightSwitch, mit dem sich Datenanalysen mit minimalem Aufwand in eine LightSwitch-Anwendung einbauen lassen, so dass dem Anwender mit den Rohdaten einer Datenbank leistungsfähige Analysewerkzeuge zur Verfügung gestellt werden.

LightSwitch lernen

LightSwitch ist kein Leichtgewicht. Weder was den Installationsumfang, die Möglichkeiten noch den Lernaufwand angeht. Auch wenn man sich in wenigen Schritten durch das Erstellen einer kleinen Geschäftsanwendung klicken kann, ohne ein grundlegendes Verständnis der Architektur und der Entwurfsmuster wie dem «Model View ViewModel» zu benötigen, kommt man nicht allzu weit. Microsoft stellt daher im LightSwitch Developer Center eine wie Starter Kits, Tutorials und Videoclips zur Verfügung. Hier gibt es auch eine Testversion von LightSwitch selbst.


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