Mit Automatisierungs- und Simulationslösungen von CA testet PostFinance neue Systeme heute innert Stunden. Manuelle Tests würden Monate dauern, sagt Test Managerin Giovanna Surdo.
Wie viele Schweizer Unternehmen besitzt auch PostFinance eine gewachsene IT-Infrastruktur. Über die Jahre wurden immer neue Lösungen angeschafft und mit den bestehenden Systemen integriert. Diese heterogene Infrastruktur birgt einige Herausforderungen, zum Beispiel dass auch Kernsysteme an einem gewissen Zeitpunkt ihr Support-Ende erreichen – und dann erneuert werden müssen. «Vor gut drei Jahren hat PostFinance die Migration auf den Enterprise Service Bus von Oracle (ESB) gestartet», erklärt Giovanna Surdo, Test Managerin bei PostFinance.
An die zentrale Oracle-Integrationsplattform sind die meisten Applikationen angeschlossen und unzählige Transaktionen kommen täglich zusammen. Beim Entwickeln einer neuen Schnittstelle sind umfangreiche Tests erforderlich. Getestet werden müssen alle bisher bestehenden Datenflüsse sowie diejenigen, die neu über den Service Bus laufen. Dabei handelt es sich unter anderem um Mappings von einen Format in ein anderes (etwa für internationale Zahlungsstandards), um Datenanreicherung (wie Adressen oder Bilder), Routing von JMS-Nachrichten und Files, Web-Service-Requests oder auch Datenbankschnittstellen.
2000 Tests bräuchten Monate
Für ein neues Release muss das ESB-Testteam von PostFinance heute in 2085 Tests prüfen, ob bestehende Funktionen richtig laufen und diese nicht durch neue beeinträchtigt werden. Mit dem bisherigen manuellen und zeitraubenden Vorgehen war es für PostFinance schwierig, die migrierte Software in der geforderten Qualität sicherzustellen. Um die Abläufe zu beschleunigen, haben Spezialisten von PostFinance und Innovation Process Technology (ipt) eine Testautomatisierung mit der Lösung «Application Test» von CA Technologies entwickelt. Gleichzeitig wurde ein agiles Vorgehen lanciert, das durch veränderte und aufeinander abgestimmte Prozesse zu einer neuen Kultur der Zusammenarbeit zwischen Entwicklung und Testing geführt hat. Neu wird durch kontinuierliches Testing jeder Entwicklungsfortschritt kontrolliert und dabei automatisch geprüft, ob ein Patch auch im Zusammenspiel mit der bestehenden Software funktioniert. Dies erlaubt auf den Teststart für jeden Release eine gut geprüfte und stabile Software-Lieferung seitens ESB. Durch die Automatisierung können der Testaufwand und die Testdurchlaufzeiten stark verkürzt werden. «Manuelle Tests würden Monate dauern. Mit der Testautomatisierung wissen wir in circa acht Stunden, ob ein Patch korrekt arbeitet», sagt Surdo. Gleichzeitig verringere sich das Risiko von Fehlern, weil diese frühzeitig erkannt werden. Damit verkürze sich die Time-to-Market. Nächste Seite: Simulation bringt Unabhängigkeit Mittlerweile ist PostFinance noch einen Schritt weiter gegangen: Die Testautomation war von anderen Services abhängig. Wenn diese Services nicht verfügbar waren, schlugen viele der Tests fehl. Die genaue Ursache dieser Fehler war schwierig zu ermitteln. Die Abhängigkeit von externen Services überwindet das Test-Team von PostFinance nun mit Simulationen. Die automatisierten Tests werden mit definierten Testdaten ausgeführt: Wenn an die fraglichen Services immer dieselben Anfragen abgesetzt werden, sind auch immer die gleichen Antworten zu erwarten. Mithilfe der bekannten Request-Response-Paare erzeugt CA Service Virtualization per Knopfdruck eine Simulation. «Wo das nicht ausreicht, werden Tests gegen Live-Backend-Systeme gefahren und dabei die Transaktionen aufgezeichnet. Daraus kann ebenfalls eine Simulation gebaut werden», führt die Test Managerin aus. Daneben lassen sich die fertigen Simulationen in eine andere Entwicklungsumgebung übertragen und dort ebenfalls nutzen. Diese Wiederverwendbarkeit steigert die Produktivität.
Die Simulation hat aufgrund der klar definierten Request-Response-Paare einen Vorteil sogar gegenüber einem Live-System: Wenn Tests wegen fehlerhaften Responses fehlschlagen, kann das PostFinance-Team nachverfolgen, welche Transaktionen stattgefunden haben und an welchem Punkt sie gescheitert sind. Denn bei den Simulationen werden alle absolvierten Transaktionen aufgezeichnet. Das Team von Giovanna Surdo hat gemeinsam mit ipt-Consultant Carine Poffet sowie ihren Kollegen sämtliche Automatisierungen und Simulationen für die PostFinance-Integrationsplattform selbst entwickelt. Beide betonen, dass die Zusammenarbeit zwischen Entwicklung und Testteams die Basis für alles ist. Seit der Qualitätssteigerung dank automatisiertem Testing ist eine grössere Akzeptanz gegenüber diesem Team entstanden. «Mit den Simulationen sind wir unabhängig von anderen Applikationen und Release-Zyklen», sagt Poffet. «Dieses Vorgehen ermöglicht Agilität, so dass PostFinance den Markt schneller bedienen kann», resümiert Surdo.
