Praxis 12.03.2015, 09:00 Uhr

UBS stellt sich der Digitalisierung

Die Grossbank UBS baut ihre Digital-Services weiter aus: Neu lanciert werden eine Tablet-App für E-Banking, ein Bezahldienst für Online-Shops und ein Multimat für Filialen.
Schweiz-CEO Lukas Gähwiler (links) und Andreas Kubli von UBS sehen den Finanzplatz Schweiz im Wandel
UBS treibt die Digitalisierung des Bankgeschäfts in der Schweiz voran. Mit neuen Produkten will die Grossbank den Bestandskunden alternative Kanäle für Finanzgeschäfte anbieten und auch Neukunden ansprechen. Schweiz-CEO Lukas Gähwiler und Andreas Kubli, Leiter Multikanal Management & Digitalisierung bei UBS Schweiz, gaben an einem Medienanlass einen Ausblick auf das künftige Digital-Portfolio ihres Hauses.
Wie Gähwiler sagte, stellt sich die UBS mit den neuen Banking-Lösungen dem «fundamentalen Strukturwandel des Finanzplatzes Schweiz». Als Herausforderungen der Zukunft nannte er zum Beispiel die Aufhebung des Franken-Mindestkurses, den Negativzins, die global instabile Wirtschaftslage und die zunehmende Regulierung. Um den Vorschriften der Finma und den Kontrollbehörden zu genügen, habe allein UBS Schweiz in den vergangenen zwei Jahren rund eine Milliarde Franken für Regulierung ausgegeben. Im laufenden Jahr folgt ein «substanzieller dreistelliger Millionenbetrag», erklärte der Schweiz-CEO.

Apple, eBay und Google

Den Wandel des Bankenplatzes zusätzlich beeinflussen die neuen Finanzdienstleister. Als Beispiele nannte Gähwiler einerseits Vergleichsportale für Finanzprodukte, andererseits aber auch branchenfremde Grosskonzerne wie Apple, eBay und Google, die aktuell Milliarden in Finanzdienstleistungen investieren. Ob sich etwa das Bezahlsystem Apple Pay bei den Konsumenten durchsetzen werde, wollten weder Gähwiler noch Kubli vorhersagen. Beide waren aber überzeugt, dass sich nur wenige Player auf dem Markt durchsetzen werden. Als weiteren bedeutenden Einflussfaktor für den Strukturwandel nannte Gähwiler die zunehmende Individualisierung der Kundenansprache im Finanzbereich. Sowohl der Retail-Kunde als auch der Anleger erwarte von seiner Bank persönlich auf seine Situation zugeschnittene Angebote. Diesem Bedürfnis wolle UBS Schweiz befriedigen, indem alle 2,5 Millionen Kunden individuelle Services auf allen möglichen Kanälen geboten werden, wie der CEO erklärte. Nächste Seite: Digitalisierung der Filialen Für die Multi-Channel-Strategie der UBS verantwortlich zeichnet Andreas Kubli. Ein Projekt seines Teams war das neue E-Banking, das vor gut einem Jahr ausgerollt wurde. Die Plattform kommt bei den circa eine Million Benutzern sehr gut an, berichtete Kubli: Interne Befragungen unter mehr als 10'000 Kunden hätten ergeben, dass 96 Prozent mit dem neuen Portal zufrieden sind. Auch die Apps für Android und iOS sei mit über 420'000 Downloads sehr populär. In Zukunft würden nun Benutzer von Tablets mit einer speziell angepassten App für das Mobile Banking angesprochen, kündigte er an.

Analytics und Big Data

Für alle Plattform entwickelt wird der Dienst UBS Advice in Wealth Management Online. Die virtuelle Beratungsfunktion für die Vermögensverwaltung soll Bestandteil des e-Banking werden und dem Anleger bei der Portfolio-Optimierung helfen, erklärte Kubli. Ein «Health Check» solle automatisiert und über Nacht sämtliche von der UBS verwalteten 650'000 Portfolios scannen. Allfällige Verbesserungsvorschläge vom Computer ermittelt und anschliessend von Experten geprüft. Die Offerten mit dem grössten Optimierungspotenzial werden dem Anleger dann via E-Mail oder SMS zugestellt. «Hinter dem Service verbirgt sich eine Analytics-Engine und Big Data», sagte der Manager. Um KMUfür das digitalisierte Banking zu gewinnen, lancierte UBS mit dem Kartenterminal-Anbieter SumUp einen mobilen Bezahlservice. Damit können Händler Kartenzahlungen mit einem iPhone oder iPad entgegennehmen. UBS vertreibt den Kartenleser für einmalig rund 70 Franken und verlangt für die Nutzung eine Umsatzbeteiligung. Zu ähnlichen Konditionen können Kleinunternehmer künftig auch eine Kartenzahlfunktion für Online-Shops beziehen. Der Service «E-Commerce Easy» wird voraussichtlich im April lanciert, sagte Kubli.

Digitalisierung der Filialen

 Als einen weiteren Kundenkanal sieht Kubli weiterhin die Bankfiliale. Aber auch dort solle die Digitalisierung ankommen: Ab Frühjahr 2016 wird «in den meisten» Geschäftsstellen ein neuer «Multimat» installiert. Das Terminal wird über einen Touchscreen bedient, besitzt einen Belegscanner und NFC-Funk für beispielsweise die Authentifizierung. Die Software und Bedienerführung des Multimat werden angelehnt sein an das e-Banking der UBS im Web. Die signifikanten Investitionen in die digitalen Kanäle bedeuten laut Schweiz-CEO Gähwiler nicht, dass die Präsenz in der physischen Welt abgebaut werde. «UBS plant in den nächsten drei bis fünf Jahren keine Reduktion der Geschäftsstellenanzahl», sagte er. Die Filialen seien Bestandteil der Multi-Kanal-Strategie. Durch die Installation neuer Multimaten sollen die Geschäftsstellen vielmehr «mit Leben gefüllt werden».


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