15.08.2009, 14:14 Uhr

SharePoint 2010 - was ist neu für Entwickler? (Teil 1)

Obwohl die Verfügbarkeit von SharePoint 2010 frühestens für das nächste Frühjahr vorgesehen ist, hat Microsoft bereits damit begonnen, Informationshäppchen zu einigen der geplanten Neuerungen zu veröffentlichen. Da man sich nicht früh genug auf einen Plattformwechsel vorbereiten kann, haben wir die bis jetzt bekannten, für Entwickler relevanten Neuerungen in einem zweiteiligen Artikel im Rahmen der DeveloperWorld schon einmal zusammengetragen.
von Urs BertschyDieser und der folgende Beitrag stellen die wichtigsten Neuerungen vor, die Entwickler beim kommenden SharePoint 2010 erwarten können. Beide Artikel können aber noch kein vollständiges Bild der geplanten Neuerungen liefern. Ein Gesamtbild wird man erst Ende Oktober erhalten, wenn Microsoft anlässlich der großen SharePoint Conference die neue Version offiziell enthüllen wird.Visual Studio 2010-Entwicklertools Eines der größten Mankos für Entwickler von SharePoint-Erweiterungen war bislang der fehlende Support durch Visual Studio. Entwickler standen lediglich externe Angebote wie die Visual Studio Extensions for WSS 3.0 (VSeWSS) von Microsoft oder Community-Werkzeuge wie WSPBuilder oder STSDEV zur Verfügung [1]. Mit SharePoint 2010 und Visual Studio 2010 wird das alles anders werden. Der Nachfolger von Visual Studio 2008 wird gleich eine ganze Palette an Werkzeugen enthalten, die mit denen SharePoint-Entwickler nicht nur komfortabler, sondern auch produktiver arbeiten können. Dazu zählen etwa die obligaten Projektvorlagen für verschiedene SharePoint-Artifakte wie beispielsweise Site- und List-Definitions, Workflows, Content Types oder Event Receiver, welche ein Grundgerüst mit den benötigten Code- und Konfigurationsfiles bereitstellen. Zu diesen Vorlagen zählt auch das Visual WebPart Template, hinter dem sich eine alternative Herangehensweise für die Erstellung von SharePoint WebParts verbirgt. Deren Benutzerinterface kann neu analog wie bei den ASP.NET User Controls mit einem visuellen Designer zusammengeklickt und über eine Code-behind-Datei mit Logik versehen werden. Abbildung 1: Visual Studio 2010 stellt für die SharePoint-Entwicklung eine ganze Reihe an Projekt-Vorlagen für die wichtigsten SharePoint-Artefakte bereit. In Visual Studio 2010 wird es einen Server Explorer geben, der die gesamte Hierarchie einer SharePoint-Installation in Form einer Baumstruktur zeigt und einen direkten Zugriff auf die vorhandenen SharePoint-Komponenten von Farm-Objekten bis hinunter zu einzelnen Feldern bietet. Visual Studio 2010 wird sich künftig mit den sogenannten SharePoint Solutions (WSPs) verstehen, mit denen sich alle einer bestimmten SharePoint-Anwendung zugehörigen Dateien (Assemblies, Grafikfiles, Konfigurationsdateien etc.) in Pakete zusammenfassen und bequem in einer produktiven SharePoint-Umgebung installieren lassen. Bestehende WSP-Files werden direkt importiert und dadurch in ein Visual-Studio-Projekt konvertiert. Umgekehrt lassen sich WSPs aus bestehenden SharePoint-Projekten via Packaging Explorer bequem per Point & Click zusammenstellen. Über ein neues Konfigurationsfenster können zudem die einzelnen Schritte (z.B. Package WSP-File, IIS Reset, Activate Features etc.) für den Deployment-Prozess für jedes Projekt individuell festgelegt werden.Microsoft verspricht im Zusammenhang mit den in Visual Studio 2010 integrierten SharePoint-Tools auch eine bessere Integration mit dem Team Foundation Server, etwa für die Source Control, und ein verbessertes Debugging. Hinzukommen wird neben anderem ein Developer Dashboard, das direkt über die SharePoint-Web-Oberfläche aufgerufen werden kann. Dabei liefert das Dashboard wichtige Diagnoseinformationen wie Ladezeiten, Speichernutzung, ausgelöste Events oder aufgerufene Datenbankabfragen zum aktuellen Page Request. Abbildung 2: Mit dem Packaging Explorer soll die bislang mühsame Erstellung von WSP-Dateien zum Kinderspiel werden Neues UI mit Ribbon, Ajax und SilverlightMicrosoft wird die Benutzeroberfläche von SharePoint 2010 einer Generalüberholung unterziehen. Die in diesem Zusammenhang augenfälligste Neuerung dürfte die aus den Office 2007 bereits bekannte Ribbon-Leiste sein, die an allen Ecken und Enden in SharePoint Einzug halten wird. Benutzer sollen dadurch schnellen Zugang zu den im aktuellen Kontext verfügbaren Funktionen erhalten. Für Entwickler interessant ist, dass sich der Ribbon relativ einfach über das Feature Framework (ähnlich wie die bisherigen Menüs über Custom Actions) erweitern lässt [2]. Auch AJAX wird beim User Interface von SharePoint 2010 eine zentrale Rolle spielen. So wird man Inhalte beispielsweise direkt an Ort und Stelle (Inline Editing) anpassen können, ohne dass die ganze Seite nachgeladen werden muss. Ebenso nahtlos lassen sich einzelne Items einer Liste direkt in der Listenansicht editieren und in die Datenbank zurück schreiben. Mit dem neuen Komfort steigen natürlich auch die Erwartungen der Benutzer an die selbstgestrickten SharePoint-Erweiterungen. Das bedeutet, dass SharePoint-Entwickler Ajax-Funktionen bei ihren Erweiterungen in Betracht ziehen müssen, um den Benutzern den gewohnten Komfort bieten zu können. Abbildung 3: In der SharePoint 2010-UI ist der aus Office 2007 bekannte Ribbon nun allgegenwärtig. Rechts im Bild ist zudem das Silverlight WebPart zu sehen.Zwar lässt sich Silverlight schon heute mit SharePoint 2007 nutzen, macht allerdings eine Reihe von Konfigurationseingriffen am Server nötig. SharePoint 2010 wird einen nativen Support für Silverlight bieten und kann sogar mit einem WebPart aufwarten, über das Silverlight-Anwendungen mit wenigen Klicks in einer SharePoint-Seite verfügbar gemacht werden können. Ergänzend dazu will Microsoft mit SharePoint 2010 das Client Object Model einführen. Dabei handelt es sich um eine auf Clientseite einsetzbare API (Application Programming Interface), über die lokale Anwendungen via JavaScript-, .NET- oder Silverlight-Code auf SharePoint-Funktionen zugreifen können. Microsoft hat übrigens eine erste Vorabversion der SharePoint SDK Dokumentation publiziert [2], die bereits Rückschlüsse auf Detailverbesserungen am SharePoint API zulässt. In der Blogosphäre bekannte SharePoint-Experten haben bereits mit Analysieren begonnen, und entsprechende Informationen publiziert [4].LINQ und XSL vereinfachen Umgang mit Listen Mit LINQ wird gleich noch eine weitere neue Microsoft-Technologie in SharePoint Einzug halten. Die Abfragesprache soll das Auslesen und Weiterverarbeiten von Daten aus SharePoint-Listen erheblich vereinfachen. Bei der Darstellung von Listen wird künftig nicht mehr die kryptische CAML-Sprache - sondern XSL, das bereits heute beim Content Query WebPart (CQWP) verwendet wird - zum Einsatz kommen.Die neuen UI-Funktionen fordern, vor allem bei der Browserunterstützung, ihren Preis. So wird IE 6, dem viele Benutzer wohl kaum eine Träne hinterher weinen dürften, nicht mehr unterstützt (außer natürlich bei Publishing Sites). Support gibt es hingegen für IE 7, IE 8, Firefox ab 3.x und Safari ab 3.x. Offiziell noch nicht bekannt ist hingegen, ob SharePoint 2010 auf .NET 3.5 oder .NET 4.0 aufsetzen wird. Aus gut informierten Quellen ist jedoch zu hören, dass das .NET Framework 3.5 zum Einsatz kommen wird. Das würde wiederum bedeuten, dass SharePoint 2010 leider noch nicht mit der neuen Windows Workflow Foundation 4.0 arbeiten wird. Immerhin stehen aber in Sachen Workflow in SharePoint Designer und Visio 2010 eine ganze Reihe von Verbesserungen auf dem Programm (mehr dazu im zweiten Teil dieses Artikels), welche die Notwendigkeit, Workflows manuell mittels Visual Studio 2010 erstellen zu müssen, drastisch reduzieren dürfte.Der Vorhang fällt bereits im OktoberAuch wenn man sich für das Gesamtbild an Neuerungen noch bis Ende Oktober gedulden muss, zeichnet sich schon heute ab, dass SharePoint 2010 für Entwickler einen gewaltigen Sprung nach vorn bedeuten wird. Der Übergang in die 2010er-Welt dürfte aber trotzdem nahtloser vonstatten gehen als der Schritt von SharePoint 2003 und 2007, zumal viele der damals grundlegend neuen Konzepte wie zum Beispiel das Feature-Framework bestehen bleiben und sogar weiter ausgebaut werden. Urs Bertschy ist Inhaber der auf Web- und SharePoint-Consulting/-Development spezialisierten Bertschy Informatik AG. Sie erreichen ihn via http://www.bertschy.ch.Links[1] http://www.computerworld.ch/aktuell/developerworld/47645/index.html[2] http://www.microsoft.com/DOWNLOADS/details.aspx?familyid=94AFE886-3B20-4BC9-9A0D-ACD8CD232C24&displaylang=en[3] http://www.computerworld.ch/aktuell/developerworld/48594/index.html[4] http://www.sharepoint2010beta.com/ Peter Monadiemi


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