Oracle 06.10.2011, 03:20 Uhr

Ellison erfindet die "Public Cloud"

Erst war's die Exalogic "cloud in the box". Jetzt präsentiert Larry Ellison in San Francisco die "Oracle Public Cloud". Hat der Oracle-Chef völlig den Verstand verloren?
Oracle-CEO Larry Ellison: Beware of false clouds.
Dass die Fusion Apps einmal in der Cloud landen, konnte man sich an zehn Fingern abzählen. Schliesslich hat Oracle seine etwa 100 Business-Applikationen - CRM, Payroll, Financials, HR, SCM und anderes - für exakt diesen Zweck in Java reprogrammiert. Oracle neue Cloud-Business-Welt hat, so betonte Ellison hartnäckig, jedoch einen Riesenvorteil. Sie führt, Kunden nicht geradwegs in den Vendors's Lock-in wie Salesforce, oder läuft lediglich on-premise wie SAP. Geflissentlich und beide Augen fest geschlossen übersieht der Oracle-Chef Neuentwicklungen wie SAPs Cloud-ERP Business ByDesign oder Salesforce Java-Programmierplattform "force.com" (Java Spring). Eine gewisse Portion Realitätsverleugnung scheint einfach unvermeidlich, wenn man einen Multimilliarden-Dollar-Konzern führen und den Gewinn von Quartal zu Quartal um 36 Prozent steigern will.

Oracle Cloud = SaaS + PaaS

Oracles "Public Cloud" kombiniert Software-as-a-Service- und Platform-as-a-Service-Angebote, ist also als frontale Kampfansage an die Adressen von Salesforce, Microsoft Azure und auch SAP zu verstehen. Oracle wirft der Konkurrenz den Fehdehandschuh mitten ins Gesicht. Aber die Konkurrenz hat einen Riesenvorsprung. Salesforce ist seit über zehn Jahren im Geschäft und zählt fast 130.000 Kunden. Nicht ohne Grund wurde Salesforce-Chef Marc Benioff, der eigentlich auf der Oracle OpenWorld als Gastredner auftreten sollte, gestern Abend per E-Mail wieder ausgeladen. Seine Keynote wurde auf Donnerstagmorgen verschoben; die OpenWorld endet aber bereits am Mittwoch. Da könne er ja gleich auf Alcatraz seinen Vortrag halten, witzelte Benioff. Trotz des Kanonendonners macht die "Oracle Public Cloud" einen gar nicht so schlechten Eindruck. Die Abrechnung für die in Anspruch genommenen Services erfolgt auf Monatsbasis. Die Dienste skalieren "on demand" (Server und Storage). Im Einzelnen gehören dazu: Nächste Seite: Komponenten der Oracle-Cloud

Komponenten der Oracle-Cloud

1) Business-Schlüsselapplikationen wie CRM, HCM, Talent-Management, Financials 2) Datenbank-Services, eine voll funktionsfähige Oracle-Datenbank läuft in der Cloud 3) Java-Services (Java Enterprise Edition) 4) Data-Services 5) Security-Services Über diesem Service-Layer laufen die etwa 100 modular aufgebauten Fusion Apps, deren Marktreife und Verfügbarkeit Ellison bestätigte. Forrester-Analyst Stefan Ried erwartet, dass neben Identity-Management, einer Fusion-Middware-Komponente, demnächst weitere Middleware und Business Process Management (BPN) in die Cloud wandern.

Industriestandard Java

Die Oracle-Cloud sei, im Gegensatz zu den "falschen Clouds" wie der von Salesforce, voll operabel mit Angeboten anderer Cloud-Provider. Auch die Fusion Apps würden, so Ellison, überall laufen. Zum Beispiel auf sämtlichen mobilen Devices. Fast nimmt man dem Oracle-Boss diese gewichtigen Statements ab, denn Fusion Apps und Fusion Middleware sind vollständig im plattformunabhängigen Java programmiert. Punkto Sicherheit verzichtet Oracle auf das Shared-Konzept Multi-Tenancy. Jeder Cloud-Kunde erhalte eine eigene Virtuelle Maschine (VM) und eine eigene Datenbank-Instanz - also keine geteilten, mit anderen Kunden gemeinsam genutzten Ressourcen. Zeitgleich mit Oracles Public Cloud geht das "Oracle Social Network" an den Start, ein in die Fusion Apps eingebettetes Kollaborationswerkzeug mit Team-Funktionen wie Dokumenten-Sharing und Co-Editing.


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