Mobility 28.01.2013, 16:00 Uhr

Erfolgreiche Schweizer Business Cases

Hype-Thema Mobility - so gut wie alle Business-Software-Anbieter kommen mit mobilen Lösungen auf den Markt. Aber welche Investments lohnen sich? CW sprach mit Allianz Suisse, Swisscom, PostFinance, 20 Minuten, der Migros und dem Flughafen Zürich.
Mobility gilt als heisses Trendthema. Aber was ist Hype, und womit lässt sich im Business wirklich Geld verdienen? Computerworld fragte Schweizer Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen, wie stark sie bereits in Mobility-Lösungen investieren und welchen geschäftlichen Mehrwert sie bereits heute aus ihren Investments ziehen. Eine Einschätzung des Schweizer Marktes gibt Bogdan Sutter, Strategieberater bei PriceWaterhouseCoopers: Der Wendepunkt sei erreicht, an welchem mobile Lösungen allgemein anerkannt seien und der Wert für Unternehmen sichtbar und realisierbar werde. Sutter rechnet in den nächsten drei bis fünf Jahren mit signifikanten Investitionen in mobile Lösungen. Dadurch würden ganz neue Business-Modelle geschaffen, branchenübergreifend in B2C, B2B und im Bereich Human Capital Lifecycle. Zwar fallen die direkten Umsätze aus Mobil-Lösungen heute noch eher niedrig aus, konstatiert Sutter. Geschäftsbereichen wie mobile Advertising, mShopping, mEnergy und mHealth aber stellt der PWC-Analyst zweistellige jährliche Wachstumsraten in Aussicht. Patrick Eugster, Leiter Unternehmensentwicklung und Marketing, Allianz Suisse: Ende 2011 haben wir eine erste App "WeatherSafe" lanciert. Damit können Kunden unter EIngabe ihrer Kundennummer Zusatzservices aktivieren, die konkret auf ihren Heimatort abgestimmt sind. WeatherSafe hat gezeigt, dass personalisierte Services für die Kunden interessant sind.

«Mobile wird die Branche sehr beschäftigen»

Im dritten Quartal 2012 folgte eine erste Kampagnen-Landingpage mit einer für uns sehr interessanten Technik: ein Content Management System (CMS) mit Responsive Design. Die Möglichkeit, Versicherungslösungen mobil anzubieten, um vor allem kurzfristige oder ortsabhängige Risiken abzudecken, wird die Branche in Zukunft sehr stark beschäftigen.
Adrian Bisaz, Swisscom: Wir benutzen mobile Lösungen seit mehr als fünf Jahren und haben uns seit zwei Jahren verstärkt mit mobilen Apps, mobilem Device Management und mobilen Entwicklungsumgebungen auseinandergesetzt. Unser Ziel war, Swisscom effiziente und agiler zu machen. Das haben wir zum grössten Teil auch erreicht. Allerdings gab es auch Ansätze, die nicht die Resultate gebracht haben, mit welchen wir ursprünglich gerechnet hatten.

Höhere Abschlussquoten

Bisaz streicht besonders mobile Apps zur Unterstützung von existierenden Geschäftsprozessen hervor: zum Beispiel Verkaufsunterstützung, Service-Techniker oder Spesenabrechnungen. Die Qualität der Informationen in diesen Geschäftseinheiten habe sich erhöht, und dadurch habe etwa der Vertrieb eine bessere Abschlussquote erreicht. Zurzeit laufen weitere mobile Projekte zum Beispiel in Sales, Marketing, Finance und Logistik. Nächste Seite: Erfolgreiche Schweizer Business Cases... Alex Josty, PostFinance: PostFinance kam bereits 2007 als erste Anbieterin in der Schweiz mit einer auf SMS basierenden Zahlungslösung auf den Markt. Seitdem wurden zusätzliche Dienste wie zum Beispiel P2P-Zahlungen, Reload von Gesprächsguthaben, Abfragen von Kontostand und von den letzten Transaktionen eingeführt. 2010 folgten Apps fürs iPhone, 2011 für Android-Geräte. Die Funktion "Scan + Pay" etwa erlaubt es, Rechnungen per Smartphone zu fotografieren und direkt zur Zahlung freizugeben. Auch mobiles E-Banking und E-Trading ist möglich.

PostFinance: 170.000 Kunden nutzen Mobile

PostFinance hat durch den Einsatz mobiler Lösungen die Anzahl der Transaktionen gesteigert. Gleichzeitig wurden die Kundendienste entlastet und haben seitdem mehr Zeit für komplexere Anliegen. Heute nutzen 170.000 Kunden die mobilen Dienste von PostFinance. Thomas Moll, Tamedia: Pünktlich zum Marktstart des ersten iPhones im März 2007 stand die iApp von 20 Minuten Online im AppStore bereit. Seitdem sind etwa 70 Apps - auch für andere Betriebssysteme - hinzugekommen. Punkto Traffic wurden unsere Erwartungen mehr als übertroffen. Die Entwicklung ist rasant: Bei "20 Minuten" beispielsweise erreichen uns - besonders bei wichtigen politischen Ereignissen oder sportlichen Veranstaltungen - mehr als die Hälfte der Nutzer via Smartphone oder Tablet. Leider hinkt die Monetarisierung zurzeit noch hinterher. Die Werbeauftraggeber investieren derzeit noch lieber in die herkömmlichen Kanäle und vergeben die Chance, eine attraktive Zielgruppe auf einem sehr persönlichen Gerät zu erreichen. Interessant dabei ist, dass sich die Nutzungsprofile von Online und Mobile unterscheiden: Innerhalb der App Search.ch zum Beispiel ist der Wetterbericht sehr gefragt. Online spielt er eine eher untergeordnete Rolle.

Flughafen Zürich: Win-Win-Situation

Harald Horber, Flughafen Zürich: Im Dezember 2011 haben wir eine mobile Website und eine native iPhone-App lanciert - schwerpunktmässig im Geschäftsbereich Kundeninformation. Erwartet wurde, dass der mobile Informationskanal den herkömmlichen Online-Kanal kannibalisieren würde, aber das Gegenteil war der Fall. Trotz massiv steigender Mobil-Zugriffe stieg auch der Traffic auf der Website an. Für die Zukunft planen wir den Ausbau der bestehenden Plattformen und das Zusammenwachsen mit den Offline-Medien. Kai-Uwe Seelig, Migros Gruppe: Die Migros Gruppe setzt Apps und mobile Anwendungen bereits seit vielen Jahren ein - eine der ersten war die von LeShop. Zurzeit haben wir Apps in den Bereichen LeShop, exLibris, M-GO, Office World, Denner, Denner Wein, Annas Best und der Migros Bank. Teilweise wird neben iOS auch Android unterstützt. Durch die mobilen Anwendungen haben wir unseren Umsatz signifikant gesteigert, auch die Nutzungsfrequenzen stiegen. Diesen Effekt können wir bestätigen. Kunden nutzen die Lösungen tagsüber auch unabhängig von den normalen PC-Präsenz-Zeiten. Weitere Apps für verschiedene Gesellschaften sind in der Pipeline.


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