Mega-Markt Analytics 04.10.2011, 00:38 Uhr

Das muss HP noch lernen

HP kauft Autonomy für 12 Milliarden Dollar. Wird Hewlett Packard dadurch zur Analytics-Company? Konkurrenten wie Teradata oder SAP haben einen Riesenvorsprung.
HP meint es ernst mit Software und baut zielstrebig sein Portfolio aus. Aber alles hat bekanntlich seinen Preis, und der ist für Hewlett Packard zurzeit extrem hoch. 12 Milliarden blättert der Konzern für die britische Analytics-Softwareschmiede Autonomy hin, und überzeichnet damit den Marktwert einer Autonomy-Aktie um mehr als 70 Prozent (üblich sind 20 bis 30 Prozent). Wer kann da schon Nein sagen, am wenigsten die Autonomy-AKtionäre. Dabei ist das Risiko für HP beträchtlich. Zwar glänzt Autonomy mit Technologien zur Analyse unstrukturierter Daten; Trends, die den Markt zurzeit vorantreiben. Aber Konkurrenten wie Teradata und SAP haben einen Riesenvorsprung. Und auch Oracle hat Blut gerochen und präsentierte vergangenen Sonntag auf der OpenWorld seine In-Memory-Appliance Exalytics.

Drei harte HP-Konkurrenten

Der Analytics-Megamarkt ist hart umkämpft, man geht nicht gerade zimperlich miteinander um. Oracles Exalytics etwa lädt zwar das multidimensionale Date-Warehouse Essbase vollständig in den Arbeitsspeicher, hat aber seine Essbase kaum für In-Memory optimiert. Da punktet SAPs In-Memory-Appliance HANA. Die SAP-Maschine verbindet eine zeilenorientierte mit einer kolumnenotientierten Datenbank-Architektur, bietet also eine ideale Systemumgebung für Analysen (kolumnenorientiert) und den klassischen transaktionalen Arbeitsmodus (zeilenorientiert). Die kämpferische Parole heisst: hybride Datenbanksysteme. Oracles Paul Rodwick wirft den Walldorfern allerdings vor, sie hätten die Visualisierungstechniken total vergessen. Echte Konkurrenz erwächst den Walldorfern allerdings nicht von Oracle, sondern aus einer ganz anderen Ecke. Weitgehend unbemerkt brachte der Advanced-Analytics-Spezialist Teradata Ende September seine hybride "Teradata Columnar" auf den Markt. Nächste Seite: SAP gerät unter Druck

SAP verliert "unique selling point"

"Teradata Columnar bringt industrieweit zum ersten Mal hybriden kolumnenorientierten Storage so richtig auf den Punkt", lobt überschwenglich Scott Gnau, President der Teradata Labs. Scott hat im Eifer des Gefechts offensichtlich SAP HANA total vergessen, die gleiche Funktionalität bereits seit einem Jahr anbietet. Fest steht aber auch: Die Walldorfer haben punkto In-Memory ihr Alleinstellungsmerkmal verloren. Eine weitere Neuankündigung von Teradata macht den Analytics-Markt nicht gerade einfacher: die "Teradata Aster MapReduce Platform". Zum technischen Hintergrund: MapReduce ist eine von Google entwickelte, patentierte Technologie, mit der sich Petabyte grosse, vor allem unstrukturierte Datenberge  parallel analysieren lassen. Teradata Aster hält ein Patent auf eine attraktive Variante der Technik: SQL-MapReduce. Die Analyse unstrukturierter Daten ist aber auch eines der grossen Assets der britischen Autonomy, die HP gerade einkassiert.

Ebay: eXtreme Analytics

Dabei marschiert HP in die richtige Richtung. Der Markt für unstrukturierte Analysen ist riesengross. Unternehmen lecken sich die Finger nach den geschäftsrelevanten Informationen, die in Logfiles, E-Mails, Blogeinträgen oder Sensordaten verborgen liegen. Das Internet-Auktionshaus Ebay etwa unterhält die grösste Teradata-Implementationen, analysiert damit die Verhaltensmuster seiner Kunden und optimiert seine Services. Aber viele Claims scheinen bereits abgesteckt. Kein leichtes Spiel für HP, mit zukünftigen Revenues zu beweisen, dass die in Autonomy investierten 12 Milliarden auch gerechtfertigt waren.


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