EMC-Chef Frank Thonüs 17.12.2015, 17:52 Uhr

Meine fünf Prognosen für 2016

Welche Überraschungen hält das neue Jahr für uns bereit? In unserer Gastkolumne präsentiert EMC-Chef Frank Thönus seine fünf Prognosen für 2016.
Frank Thonüs ist seit Juni dieses Jahres Managing Director von EMC Schweiz. "Einer der Gründe, weswegen mich EMC Schweiz geholt hat, ist der Channel", sagte Thonüs zu CW. Der Channel soll in etwa drei Jahren für 85 Prozent des EMC-Geschäfts in der Schweiz zuständig sein. Heute sind es, so schätzt CW, knapp 70 Prozent. Für CW schaut Thonüs nicht drei Jahre, sondern ein paar Monate in die Zukunft und präsentiert seine fünf Prognosen für das kommende Jahr. #1: Das digitale Geschäft auf dem Weg ins Chefbüro
Die Unternehmensvorstände verstehen zunehmend den Wert digitaler Geschäftsmodelle und der Daten, die durch diese entstehen. Aber in der Vorstandetage fehlt in der Regel jemand, der sich dauerhaft mit der digitalen Agenda im Unternehmen auseinandersetzt. Das wird sich ändern. Zukünftig werden immer mehr Chief Digital Officers (CDO) ernannt und damit beauftragt, die Produkte intelligenter zu gestalten. Daten, die durch diese neuen Möglichkeiten quasi „nebenbei“ anfallen, können analysiert und zum Wettbewerbsvorteil genutzt werden. Das ist kein Phänomen, das sich auf Technologieunternehmen beschränkt, sondern gilt für alle Branchen. Doch wen soll der CDO berichten? Dem CEO, dem CIO oder doch besser dem CMO? #2: Wearables gewinnen olympisches Gold Tragbare Sensoren, sogenannte Wearables, leiten eine neue Epoche ein und beseitigen einige der Hürden, die es heute noch im Sport gibt. Schwimmer verlassen sich bislang auf Unterwasserkameras für die Analyse ihrer Schwimmbewegungen und der Start- und Wendetechnik. Die Kameras liefern aber nur begrenzt neue Erkenntnisse. Eigens für den Schwimmsport entwickelte Sensoren sind nur ein Beispiel, warum die Datenanalyse im Leistungssport 2016 ihren Durchbruch erleben wird. Unternehmen wie Nike, die Daten als „die neue Stimme der Athleten” bezeichnen, werden den Sportlern zu neuen Bestmarken verhelfen. Das betrifft sowohl sichtbare Veränderungen als auch viele Dinge hinter den Kulissen. Die in die Wearables intergierten Sensoren machen es möglich, Leistungssportler nach unterschiedlichsten Kriterien zu bewerten – von der Ernährung und den Schlafgewohnheiten über den Laufstil bis hin zur optimalen Körperhaltung. Die Sportler können somit selbst ihre physische Leistungsfähigkeit steuern und kontrollieren. Wearables wären auch in der personalisierten Medizin nützlich. Fitnesstracker boomen. Um die Vorteile der personalisierten Medizin nutzen können, müssten jedoch die Gerätehersteller und Ärzte zusammenarbeiten, um das benötigte Back-End aufzubauen. Aber wollen die Verbraucher diesen Zugriff auf ihre biometrischen Daten überhaupt? #3: Dark Web: 2015 ein Tool für Kriminelle - 2016 Quelle der Sicherheit 2015 wurde die Legende vom Dark Web durch die Popkultur verbreitet, als dunkle digitale Gasse, in der Kriminelle ihre illegale Ware verhökern und gelegentlich Killer anheuern. Digital gesprochen ist das Dark Web deshalb so dunkel, weil es in den Suchmaschinen nicht vorkommt. Aber das wird sich ändern. Nicht so, dass jedermann darin surfen kann. Aber das Dark Web wird zu einem Werkzeug der  Guten. Das klingt widersinnig? 2016 werden Software-basierte Werkzeuge auf den Markt kommen, die das Dark Web nach gestohlenen Informationen durchsuchen. Der Gebrauch dieser Werkzeuge wird die Dauer der Sicherheitsverletzungen ebenso verkürzen wie die Zeit, die den Kriminellen für den Missbrauch der gestohlenen Daten bleibt. Die Unternehmen können schneller korrektive Massnahmen einleiten, auch im Sinne ihrer Kunden. #4: Virtual Reality bringt das Stadion ins Wohnzimmer Schon heute kann man überall günstige Virtual-Reality-Brillen kaufen, die ans Smartphone angeschlossen werden. 2016 werden wir eine Beschleunigung der Innovationen bei Virtual- und Augmented-Reality-Technologien erleben. Den Anfang macht die Unterhaltungsbranche. Stellen Sie sich ein Rockkonzert vor, bei dem Sie den Blick aus der ersten Reihe geniessen und sozusagen einen Backstage-Pass haben – ohne ihr Wohnzimmer verlassen zu müssen. Facebook hat mit Rift den Anfang gemacht: Zukünftig werden Konsumenten hochklassige Virtual-Reality-Produkte kaufen können. Gerade die grossen Sportligen und Unterhaltungskünstler werden diese digitale Welle vorantreiben. Denn es ist ein Unterschied, ob der FC Zürich vor 50'000 Zuschauern live im Stadion oder virtuell vor 500'000 spielt. Für Sport-Highlights oder Musikkonzerte wird es erste Angebote für diese atemberaubenden Erfahrungen geben: zum Beispiel der 360-Grad-Blick aus dem Cockpit eines Formel-1-Rennwagens oder einen Platz in der ersten Reihe bei U2. #5: Software frisst Automobilhersteller Nicht Elektromobilität, sondern Software ist für die Automobilindustrie die interessanteste Innovation. Denn Software ermöglicht automatisiertes Fahren. Die grossen deutschen und japanischen Automobilhersteller liefern sich derzeit ein hartes Rennen. Bald wird jedes Auto mit kluger Software ausgestattet sein. Die Autopilot-Funktion von Tesla ist erst der Anfang. 2016 wird sich diese Entwicklung beschleunigen. Dabei denke ich nicht nur an ein sich selbst steuerndes Fahrzeug, sondern an ein Auto, das sich mit dem WLAN verbindet, wenn man in die Garage fährt. Ein Auto, das kontinuierlich mit neuen Funktionen aktualisiert wird, das bei jeder Fahrt dazu lernt und das die Bedürfnisse des Fahrers vorhersieht, bevor er sie selbst erkennt. All das wird durch Software und Datenanalyse möglich. In den nächsten zehn Jahren wird die Hälfte der Automobilhersteller verschwunden sein – aufgefressen von Software.


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