Dreamforce 20.09.2012, 04:25 Uhr

Salesforce Offensive mit «Social Cloud Apps»

Live aus San Francisco: Salesforce zeigt «social Cloud Apps» für Vertrieb und Marketing. Jede Business-Software werde wie Facebook, sagt Salesforce-CEO Marc Benioff. Denn Facebook hat 950 Millionen Nutzer.
Salesforce-Chef Marc Benioff auf der Dreamforce in San Francisco.
Software-Trends starten in den USA, und driften dann so langsam nach Europa. Vor 12 Jahren prognostizierte Salesforce-Chef Marc Benioff das Ende der On-premise-Software, und ging mit seiner Business-Cloud in die Offensive. Mittlerweile zählt Salesforce 100 000 Kunden weltweit. Jetzt beginnt auf der Dreamforce in San Francisco die soziale Software-Revolution.

Chatter-Kunde: Nestlé 

Der neue Software-Tsunami kam vor zwei Jahren ins Rollen: mit Chatter. Salesforce Chatter ist ähnlich wie Microsoft Sharepoint ein Kommunikationsnetzwerk für die Mitarbeiter eines Unternehmerns. Eng verzahnt mit der sogenannten «Service Cloud» und «Sales Cloud», den Salesforce-Plattformen für die Geschäftseinheiten Vertrieb und Support/Service. Der Schweizer Nahrungsmittelkonzerns Nestlé hat seit drei Wochen Chatter im Einsatz und zählt damit zu den grössten Chatter-Kunden weltweit. Ein Benefit ist die stark verbesserte, auch ereignis-gesteuerte Kommunikation. So lassen sich Follows auf Mitarbeiter, Kollegen, Dashboards und Dateien setzen, Feeds abonnieren, per Chatter Messenger kommunizieren. Weitere Vorteile unterm Strich: das Mail-Aufkommen reduzierte sich um etwa 30 Prozent, die Anzahl der Meetings ging um 25 Prozent zurück. Trotzdem entwickelten die stärker vernetzten Mitarbeiter mehr Ideen (plus 29 Prozent), sagt Salesforce über seine Kunden. Bei Dell kommunizieren 94 000 Mitarbeiter, bei Verizon 95 000 User via Chatter.

Barriere-Silos einreissen

Im Winter nächsten Jahres will Salesforce «Chatter Communities» auf den Markt bringen, um Geschäftspartner, Mitarbeiter und Kunden besser miteinander zu vernetzen. Eine zusätzliche App, die Chatterbox synchronisiert dabei über mobile Devices hinweg. «Wir wollen die Barrieren zwischen Unternehmen und ihren Kunden einreissen», beschreibt Salesforce-Co-Gründer Parker Harris die Vision der neuen, sozialen Software-Revolution. Ein Kundenbeispiel: David Cush, CEO der Airline Virgin America, wollte die vertikalen Silos seiner Geschäftseinheiten überbrücken und Kommunikation in Echtzeit einführen. Das seien für ihn die Benefits der Salesforce-Apps, sagte Cush auf einem Kunden-Panel in San Francisco. «Wir haben mit Chatter angefangen und haben jetzt auch ein Mitarbeiter-Portal und HR-Performance-Management implementiert.» An Salesforce lobt Cush besonders die Schnelligkeit der Innovationszyklen (pace of innovation), das habe die Konkurrenz aus dem Rennen geworfen und den Ausschlag für Salesforce gegeben.

CommBank vertraut Salesforce

Eine weitere Referenz: Andy Lark, CMO des australischen Finanzhauses CommBank, nutzt Salesforce CRM, das Social-Media-Tool Radian6 und die Service Cloud-Plattform von Salesforce. Erst am Schluss kam Chatter hinzu. «Banking wird für den Kunden immer mehr zu einer Sache, die er praktisch nebenbei erledigt, während er etwas anderes tut», meint Lark. Wir erhalten beispielsweise 100-tausende Anfragen wie: Wieviel Geld habe ich denn jetzt auf meinem Konto? Das lässt sich mit Salesforce automatisiert bearbeiten. Bankenintern sorgen die Apps ausserdem für mehr Transparenz, betont Lark Nächste Seite: 1 Milliarde mit Cloud-Marketing

Unified Marketing aus der Cloud

2017 wird der Chief Marketing Officer (CMO) höhere Beträge in Technologie investieren als der Chief Information Officer (CIO), prognostizieren die Marktanalysten von Gartner. Salesforce will bei diesem Trend ganz vorne mit dabei sein. «Unsere beiden Haupttrümpfe sind das Social-Monitoring-Tool Radian6 und das Social-Marketing-Portfolio von BuddyMedia sagt CEO Benioff und spricht von «unified marketing» aus der Cloud. «Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir mit dieser Produktlinie einen Jahresumsatz von 1 Milliarde US-Dollar machen können», meinte Benioff auf einer Frage-Antwort-Runde mit Journalisten. Mit seiner neuen App work.com stösst das Unternehmen ausserdem in einen neuen Markt vor: Personalmanagement aus der Cloud. Salesforce ist dort nicht alleine: Vor einem Jahr akquirierte SAP den HR-Cloud-Spezialisten SuccessFactors, IBM erwarb Kenexa. «SuccessFactors findet bei Schweizer Kunden einen guten Anklang», sagte Stephan Sieber, neuer Chef von SAP Schweiz, zu Computerworld. Cloud-HR scheint ein lohnendes Geschäft zu sein. Geschäftskritische Applikationen wie ERP-Systeme haben es dort bislang noch schwerer.

Facebook: 50 Prozent mehr Performance

Work.com bietet jedoch nicht die klassische HR-Funktionalität, sondern etabliert eine Art kontinuierliche Feedback- und Coaching-Schleife zwischen Managern und Mitarbeitern. Früher diskutierte man im Jahresendgespräch den Stand der Dinge, heute erfolgt Feedback und die Diskussion über Geschäftsziele im Wochenrhythmus. «Work.com sei dabei nicht das HR-Backoffice mit voller HR-Funktionalität, sondern mehr das Front Office der Personalabteilung», sagte Salesforce Director Nick Stein zu Computerworld. Facebook setzt seit eineinhalb Jahren Work.com ein und hat damit seine Mitarbeiter-Performance, so Salesforce, um 50 Prozent gesteigert. Junge Mitarbeiter sind daran gewöhnt, in Echtzeit auf Facebook zu kommunizieren. Das hat sie geprägt. Jede Software werde deshalb in Zukunft öhnlich wie Facebook funktionieren und auch so aussehen, das sei der entscheidende Punkt, sagte Salesforce-Chef Benioff in San Francisco. 


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