08.01.2010, 16:24 Uhr

Die neue SharePoint-Werkbank in Visual Studio 2010

Einer der grössten Mängel der bisherigen SharePoint-Versionen aus der Sicht der Developer war die fehlende Unterstützung bei Visual Studio durch komfortable Entwicklertools. Mit den kommenden Visual Studio 2010 Tools for SharePoint will es Microsoft besser machen.
von Urs BertschyVisual Studio 2010 wird mit einer ganzen Palette an Werkzeugen ausgestattet sein, die eine im Grunde simple Mission erfüllen sollen: Die Entwicklung von Erweiterungen für SharePoint 2010 komfortabler und Entwickler damit produktiver zu machen. Dies wird bereits bei der aktuellen Beta 2 deutlich, die unmittelbar nach dem Start eine reichhaltige Auswahl an Projektvorlagen anbietet, die nicht nur das übliche Codegrundgerüst umfassen, sondern vor allem das Deployment deutlich vereinfachen, in dem die erforderlichen Feature- und Solution-Files automatisch generiert werden. Zum Vorlagenangebot gehören unter anderem Site- und List-Definitions, Workflows, Content Types, Business Data Connectivity, Visual WebParts und Event Receiver. Ergänzend dazu stehen zahlreiche Item-Vorlagen für diverse SharePoint-Artefakte wie zum Beispiel Workflow Formulare, Application Pages oder List-Instanzen zur Auswahl, die einem SharePoint-Projekt nachträglich zugefügt werden können. Mehr Komfort dank AssistentenEinzelne Projekt- und Itemvorlagen werden durch Assistenten unterstützt, die dem Entwickler bei der Auswahl der gewünschten Einstellungen und Funktionen helfen. Beim Hinzufügen eines Event Receivers wird nach den zu behandelnden Events gefragt, woraufhin Visual Studio die notwendigen XML-Definitionsfiles (Elements.xml) und Codedateien generiert und die Einträge für das SharePoint-Feature und das Solution Package aktualisiert. Vor dem Anlegen eines neuen Projekts wird die Site für das Deployment auf die Testumgebung abgefragt, und ob eine sog. Sandboxed Solution erstellt werden soll. Letzteres sind SharePoint-Anwendungen, die mit beschränktem Funktionsumfang und höherem Isolationsgrad ausgeführt werden [1]. Abb. 1: Projekt- und Item-Vorlagen helfen beim Erstellen der notwendigen XML- und Codedateien verschiedener SharePoint-Artefakte Vereinfachtes DeploymentDas kommende Visual Studio 2010 bietet nativen Support für SharePoint Features und Solutions Packages (WSPs). Jedem SharePoint-Projekt werden jeweils ein Feature- und ein Package-Folder zugefügt, in dem die benötigten Files verwaltet werden. Für die Bearbeitung der Features steht ein Editor bereit, über den sich SharePoint-Items zuordnen, Feature Properties festlegen und Aktivierungsabhängigkeiten definieren lassen. Ähnlich funktioniert der visuelle Designer für Solutions, in dem alle zu einer Lösung gehörenden Features und Files per Point & Click zusammengestellt werden können (Assemblies, Grafikfiles etc.).Visual Studio 2010 verfügt über integrierte Deployment-Funktionen, über die der Entwickler aus seinem Projekt per Knopfdruck das notwendige WSP-File generieren und dieses auf dem angegebenen Testsystem ausrollen, testen und auch wieder deinstallieren kann. Der Entwicklungsprozess wird dadurch deutlich beschleunigt. Die einzelnen Deployment-Schritte (z.B. ,,Application Pool Recycling", ,,Retract Solution", ,,Add Solution", ,,Activate Features" etc.) können dabei über ein neues Konfigurationsfenster in den Projekteigenschaften exakt vordefiniert werden. Abb. 2: Für den Deployment-Prozess stehen unterschiedliche Konfigurationen bereit, die über die Projekteigenschaften angepasst werden können. Zusammenspiel mit SharePoint Designer 2010Leider lassen sich die neuen Visual Studio Tools nur im Zusammenspiel mit SharePoint 2010 benutzen. SharePoint 2007 wird nicht unterstützt. Immerhin lassen sich aber bestehende WSP-Dateien, die für SharePoint 2007 erstellt wurden, mit dem Solution Package Importer in Visual Studio 2010 importieren. Zudem können auch WSP-Files eingelesen werden, die über die SharePoint 2010 Web-UI (z.B. via Save Site as Template) oder mit SharePoint Designer 2010 erstellt wurden. Mit dem Workflow Importer wird die SharePoint-Welt um ein weiteres, bislang schmerzlich vermisstes Feature erweitert: Mit SharePoint Designer 2010 definierte Workflows lassen sich in Visual Studio einlesen, überarbeiten und als verteilbare Solution bereitstellen. Dieses Zusammenspiel mit SharePoint Designer 2010 vereinfacht die Zusammenarbeit zwischen Power Usern oder Business Analysten mit Entwicklern erheblich. SharePoint-Anwendungen können auf diese Weise mit Hilfer grafischer Werkzeuge als Prototyp erstellt und anschliessend der Entwicklungsabteilung für die "technische" Umsetzung übergeben werden. Abb. 3: Der Packaging Explorer hilft beim Zusammenstellen der Features und dem bislang etwas mühsamen Erstellen von WSP-Packages. Visual WebpartsMit den Visual Webparts wird mit Visual Studio 2010 eine alternative Herangehensweise für die Entwicklung von SharePoint Webparts eingeführt. Dabei wird die UI des Webparts mit Hilfe eines ASP.NET User Controls per Drag&Drop über den ASP.NET Designer zusammengebaut. Die entsprechende Logik kann anschliessend über eine Code-Behind-Datei angefügt werden. Das User Control wird während der Laufzeit über die Page.LoadControl()-Methode des Webparts geladen. Dieser Ansatz ist keineswegs neu und wird von SharePoint-Entwicklern bereits seit Jahren genutzt [2]. Praktisch ist aber, dass Visual Studio 2010 automatisch alle dazu benötigten Files generiert und das Deployment des Webparts enorm vereinfacht.Server Explorer als Ersatz für Freeware-Tools Visual Studio 2010 verfügt über einen Server Explorer für SharePoint-Projekte, der ähnlich wie der bisher als Freeware-Tool verfügbare SharePoint Manager [3] die gesamte Hierarchie einer SharePoint-Installation in einer Baumstruktur anzeigt. Der Explorer ermöglicht dem Entwickler, sich schnell über die vorhandenen Site-Artefakte zu informieren und bietet direkten Lesezugriff auf die Properties der vorhandenen SharePoint-Komponenten von Farm-Objekten über Sites und Listen bis hinunter zu einzelnen Feldern und Files. Des Weiteren verspricht Microsoft im Zusammenhang mit den SharePoint-Tools in Visual Studio 2010 eine bessere Integration mit dem Team Foundation Server, etwa für die Source Control und Build-Prozesse. Ausserdem stellt Microsoft entsprechende APIs bereit, über die sich die SharePoint Tools in Visual Studio um eigene Item-Vorlagen oder Server-Explorer-Befehle erweitern lassen [4]. Abbildung 5: Der Server Explorer bietet Lesezugriff auf die vorhandenen SharePoint-ObjekteDie neuen Werkzeuge in Visual Studio 2010 erleichtern dem SharePoint-Entwicklern das Leben enorm. Vor allem die Deployment-Tools und die zahlreichen Projektvorlagen können die Entwicklung stark beschleunigen. Einziger Wermutstropfen: Die neuen Tools lassen sich nur mit SharePoint 2010 nutzen. Für die Programmierung von SharePoint 2007-Anwendungen muss man weiterhin viel Handarbeit in Kauf nehmen oder auf die bewährte Community-Werkzeuge zurückgreifen [5],[6].Urs Bertschy ist Inhaber der auf Web- und SharePoint-Consulting/-Development spezialisierten Bertschy Informatik AG. Unter http://www.bertschy.ch/blog unterhält er auch 2010 einen Technologieblog der sich vor allem SharePoint- aber auch anderen IT-Themen widmet. Links[1] http://msdn.microsoft.com/en-us/library/ee539083(office.14).aspx[2] http://www.codeplex.com/smartpart[3] http://spm.codeplex.com[4] http://msdn.microsoft.com/en-us/library/ee256693(VS.100).aspx[5] http://www.computerworld.ch/aktuell/news/49325/index1.html[6] http://www.computerworld.ch/aktuell/developerworld/47645/index.htmlPeter Monadiemi


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