Intel und T-Systems 21.09.2009, 09:42 Uhr

Testlabor für grüne Rechenzentren

Am vergangenen Freitag haben Intel und T-Systems das Testlabor «DataCenter 2020» eröffnet. Damit wollen die beiden Unternehmen die Energieeffizienz in Rechenzentren (RZ) erforschen.
Der steigende Internet-Traffic treibt den Bedarf von Mega-Datencentern (Quelle: Morgan Stanley 2008)
IT ist angeblich schon seit geraumer Zeit ziemlich grün. Google spuckt 658'000'000 Treffer zum Begriff «Green IT» aus. Doch konkret zu sehen war von der umweltfreundlichen IT bislang eher eher wenig. T-Systems und Intel nehmen sich der Sache nun an: Sie eröffneten am 18. September 2009 das Testlabor «DataCenter 2020», das die Energieeffizient in Rechenzentren wissenschaftlich erforschen will. Die Ergebnisse sollen der Allgemeinheit zur Verfügung stehen und für ökologische, energieoptimierte Data Center sorgen.
Für Rechenzentren war vor bis nicht gar zu langer Zeit alleine die Rechenleistung das Mass aller Dinge. Wieviel Energie die installierten Server verbrauchten, interessierte wenig. Doch die Wichtigkeit, Rechenzentrum energieeffizienter zu betreiben, rückt mehr und mehr ins Blickfeld: Bis zum Jahr 2015 sollen laut Morgan Stanley 15 Milliarden IT-Geräte am Netz sein, der Netzverkehr wächst also drastisch. Die Server werden kleiner, die Kapazitäten der Rechenzentren demnach größer und erfordern mehr Strom, der immer teurer wird. Letztendlich trägt auch das veränderte Umweltbewusstsein der Gesellschaft zum Umdenken bei der Konzeption von Rechenzentren bei: Schliesslich sorgen die Data Center heute weltweit für zwei Prozent des weltweiten CO2-Austosses.
Mit T-Systems als weltweit agierender RZ-Betreiber und Intel, Innovationstreiber von energieeffizienter Prozessortechnik, hat sich ein fachkundigens Team zusammen gefunden, das gemeinsam das Projekt «Datacenter 2020» gestartet hat: Ein wissenschaftliches Testlabor soll optimale Bedingungen für das klimafreundliche Rechenzentrum erforschen - als Basis für die umwelttechnische Verbesserung neuer und bestehender Rechenzentren. «Dieses Projekt ist das erste und einzige weltweit, das sich dem Thema Energieeffizienz im Rechenzentrum umfassend widmet», betont Olaf Heyden, Geschäftsführer T-Systems und Leiter ICT Operations. «Da der Energieverbrauch der Rechenzentren weltweit steigt, leistet eine Analyse einen wichtigen Beitrag, den CO2-Ausstoß zu minimieren und Kosten zu senken.» Die Forschungsrgebnisse sollen im Internet der Allgemeinheit zur Verfügung stehen.
Viel Raum zum Optimieren
Rechenzentren sind höchst komplexe Gebilde. Wie effizient ein Rechenzentrum arbeitet, ergibt sich deshalb aus der Summe vieler Einzelbereiche. Eine Gartner-Studie belegt, dass sich lediglich zwei Prozent der Energieersparnis durch IT-Komponenten selbst erzielen lassen. Die restlichen 98 Prozent hingegen verantwortet das Umfeld des Rechenzentrums wie Kühlung und Klimaanlagen, optimale Raumgestaltung bis hin zur geografischen Lage. Über dieses Zusammenspiel gibt es bisher jedoch noch viel zu wenig zuverlässige Erkenntnisse. Hier möchte das Forschungsteam ansetzen. «In einem Rechenzentrum können die jährlich anfallen-den Kosten für Stromversorgung und Kühlung genau so hoch ausfallen wie die Investitionen in die IT-Infrastruktur. Wir untersuchen im Lab deshalb die Faktoren, die die Gesamtkosten eines Rechenzentrums massgeblich beeinflussen», erklärt Christian Morales, Vice President, Sales and Marketing Group, General Manager EMEA, Intel Corporation. Er ist beim Chip-Giganten massgeblich für das Projekt verantwortlich.
Im 70 Quadratmeter grossen Testlabor können für diese Studien alle Einflussfaktoren für den Betrieb eines RZ einzeln gesteuert werden. Ganz gezielt lassen sich verschiedenste Sitationen simulierten und auf ein optimales Ergebniss hin optimieren. Variable Parameter im Lab sind unter anderem eine von 2,50 Meter auf 3,70 Meter regulierbare Deckenhöhe, ein Rauchgenerator, der Luftströmungen sichtbar macht, weiter können Luftfeuchtigkeit und Raumtemperatur, Belastung der Server und die Bestückung der Racks variiert werden.
Als ein Ziel formuliert T-Systems-Projektleiter Manuel Mair, «einen möglichst optimalen PUE-Wert (Power Usage Effectiveness) von 1,3 in neuen Rechenzentren zu erreichen.» Heute liegt dieser Wert bei 1,7 bis 1,8. Er beziffert die Energie, die ein RZ benötigt, um seine Rechnerleistung zu erzielen.
Das Projekt liess sich T-Systems «einen grösseren einstelligen Millionenbetrag kosten», berichtet Heyden. Intel steuerte rund 180 Server zu dem Projekt bei, die Deutschen Telekom die für ihren Betrieb notwendige Infrastruktur. Jeder der beiden Partner stellten Mitarbeiter für das Projekt ab. «Ohne die Unterstützung unserer Sponsoren wäre das Projekt nicht umzusetzen gewesen», betont Joachim Langmack, Geschäftsführer Corporate Customers und CSO bei T-Systems. «Wir werden gemeinsam von dem Erfahrungsvorsprung profitieren, den wir durch den Betrieb des Data Centers 2020 gewinnen.» Equipment und Know-how steuerten die Unternehmen Jokiel, Elek Valere, Emerson Network Power, WGD Datentechnik, Siemens, Minimax, Hager und Knürr bei.
Evi Hierlmeier



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