02.07.2007, 09:08 Uhr

Effizienzsteigerung im KMU-Umfeld

Applikationsvirtualisierungs-Software hilft, die künftigen Anforderungen an die Informatik kosteneffizienter und bedürfnisgerechter umzusetzen. Eine Analyse.
Thomas Stöcklin ist überzeugt: Applikationsvirtualisierung spart Kosten.
Thomas Stöcklin ist IT-Leiter der Aquametro.
Firmen erwarten heute von der IT-Umgebung, dass sie hilft, die Wertschöpfung zu steigern. Dies, indem Geschäftsprozesse vereinfacht und beschleunigt, vertrauliche Daten geschützt und die Kosten reduziert werden. Doch wie soll man Kosten sparen, wenn immer mehr Anwender immer komplexere, teurere Programme verwenden müssen?
Hier setzt die Applikationsvirtualisierung (AV) an. Sie stellt Anwendungen rasch zur Verfügung und hilft bei der Lösung der beschriebenen Erwartungen. Wie sich dies auf die Benutzerproduktivität auswirkt und welche Möglichkeiten zur Effizienzsteigerung der IT sich daraus ergeben, zeigt das Beispiel der Aquametro, Spezialistin für Durchfluss- und Energiemessgeräte für die Versorgungsindustrie, Haustechnik und Prozessanwendungen, welche die AV-Software Softgrid von Microsoft einführen wollte und dazu eine Machbarkeits-Analyse in Auftrag gab. Resultat dieser Analyse: AV kann, vor allem zusammen mit Terminalserver, einen grossen Synergieeffekt erzeugen. Die Benutzerzufriedenheit steigt und den Investitionen steht ein hohes Einsparpotenzial gegenüber.

Das Aquametro-Projekt

Zur Evaluierung der Sparpotenziale wurden zunächst die Themen Verfügbarkeit (kürzere Wartungsfenster, schneller Service-Recovery), Roaming und Free Seating sowie die ITIL-Prozesse analysiert. Dabei zeigte sich das grösste Potenzial im Bereich ITIL bei den Prozessen im Incident-, Release- und Change-Management. Aus User-Sicht wird Roaming und Free Seating vereinfacht und die IT-Verfügbarkeit rundum gesteigert.
Bei der Evaluierung möglicher Synergien für eine Projektumsetzung zeigte sich der grösste Nutzen von AV darin, dass parallel auch die Terminalserver von Metaframe XP auf Citrix Presentation Server 4.5 gewechselt wurden. Bei der Umsetzung konnte die IT-Infrastruktur vollständig genutzt werden. Aufgrund der vielfältigen Anwendungen der Aquametro mit teils sehr langen Lebenszyklen, erwies sich AV als hilfreich. Viele ältere Anwendungen, die nicht in Multi-User-Mode arbeiten, wurden damit auf Terminalservern lauffähig und es entstanden keine Konflikte im Bereich Windows Registry, INI-Dateien und anderen Systemdateien. Die Testphase bei der Installation wurde reduziert, ohne dass Verfügbarkeit oder Stabilität der Terminalserver gefährdet wurden. So wurde Zeit und Geld gespart. Zudem nutzen mehr User die Terminalserver-Farm und die Zahl lokaler Installation sinkt. Überdies reduziert die Vereinheitlichung der Terminalserver die Kosten. Ein umfangreiches Management-Modul überwacht die Zugriffsrechte und dokumentiert die Verwendung der Applikationen durch die Benutzer. Damit dem Benutzer die benötigten Anwendungen einfach und ohne Administrationsaufwand zur Verfügung gestellt werden können, wurden im Active Directory für jede Benutzergruppe Applikations-Bundles erstellt.

Was macht die Konkurrenz?

Bei all diesen Vorteilen wundert es nicht, dass neben Microsoft, Altiris und anderen Herstellern auch Citrix das Synergiepotenzial erkannt und in der neuen Version von Citrix Presentation Server die Möglichkeit der Isolation von Anwendungen vollständig integriert hat. Wie bei Microsoft Softgrid kann auch hier die einmal virtualisierte Anwendung in einer Terminalserver-Session oder direkt auf einer Arbeitsstation genutzt werden und zwar auch im Offline-Betrieb.

Wo lauern die Gefahren?

Trotz aller Vorzüge müssen auch Gefahren einer solchen Lösung beachtet werden. Die AV-Lösung der Aquametro zeigt, dass der Teufel oft im Detail steckt. Daher sind vor einer Einführung entsprechende Tests notwendig, um böse Überraschungen zu vermeiden. Zwar konnten bei Aquametro rund 80 Prozent der Anwendungen problemlos virtualisiert werden. Dennoch dürfen der Aufwand zur ersten Erstellung eines Paketes und die Massnahmen zur Qualitätssicherung nicht unterschätzt werden. Aufgrund der grossen Abhängigkeit von anderen Anwendungen zu Microsoft Office wurde das Office-Paket auf den Terminalservern praktisch als einzige Anwendung lokal installiert. Bei der Nutzung mit den drei Jahre alten Terminalservern leidet bei intensiver Nutzung ab 15 bis 20 Usern die Performance. Mittels eines weiteren Terminalservers (oder alternativ mit leistungsstärkeren Servern) sollte dies eliminiert werden können.
Zudem ist der Abhängigkeit zum Lieferanten Beachtung zu schenken. Die erstellten Pakete sind zu Produkten anderer Hersteller nicht kompatibel. Daher muss, sollte der Anbieter gewechselt werden, der Aufwand zur Erstellung der Pakete erneut geleistet werden. Auch ist zu hoffen, dass die künftige Lizenzierungspolitik der Hersteller die Wirtschaftlichkeit einer solchen Lösung nicht negativ beeinflusst.
Weitere Infos

Die Virtualisierung von Applikationen

Die Möglichkeit, eine Anwendung ohne vorherige Installation dort zur Verfügung zu stellen, wo sie gerade benötigt wird, erschliesst neue Dimensionen der Softwareverteilung mit erheblichem Sparpotenzial. Das AV-Konzept ermöglicht nicht nur die installationsfreie Ausführung der Anwendung. Sie beseitigt auch Konflikte zwischen den Anwendungen bis hin zur gleichzeitigen Lauffähigkeit mehrerer Versionen der gleichen Software. Dabei ist es unerheblich, ob die Anwendung auf einem PC, Notebook oder einem Terminalserver läuft. Die komplette Machbarkeits-Analyse zur Einführung von MS Softgrid bei der Aquametro liegt als Diplomarbeit vor. Weitere Informationen sind beim Autor (thomas.stoecklin@aquametro.com) erhältlich.
Thomas Stöcklin



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